Rede

Döpfner fordert Emanzipation vom Papier

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Darauf hatten die Teilnehmer des Zeitungskongresses 2016 des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mit Spannung gewartet: Mathias Döpfner, Vorstandschef von Springer und frischgebackener Präsident des BDZV, schwor in seiner Rede die Verleger auf die Zukunft ein und ermunterte sie zur offensiven Auseinandersetzung mit Facebook und Co. Nichts weniger als die „Emanzipation vom Papier“ forderte Döpfner. Eine Presse- und Meinungsschau.

Zentrale Aussagen der Rede von Mathias Döpfner

  • „Ich will, dass Journalismus eine Zukunft hat. Ich möchte, dass Verlage auch in der digitalen Welt noch eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle spielen. Und ich werde deshalb dafür kämpfen, dass Verlage auch im Jahr 2050 noch ein gesundes und attraktives Geschäftsmodell haben.“
  • „Grundlage unseres Geschäfts sind nicht Anzeigen oder Abonnements. Sie bilden nicht unseren Geschäftszweck, sondern sie sind nur ein Mittel zu seiner Erreichung. Wir verkaufen Anzeigen und Abonnements, um es uns leisten zu können, durch kritische Recherche der Wahrheit näher zu kommen.“
  • „Gewinn ist nicht alles. Aber ohne Gewinn ist alles nichts. Und ohne Gewinn könnten wir es uns auch nicht mehr leisten, nach der Wahrheit zu suchen und Verantwortung zu übernehmen.“
  • „Der neue Mega-Trend heißt: Social Distribution. Oder, um es im Zeitungsjargon zu formulieren: Das Grosso heißt jetzt Facebook.“
  • „Fairerweise muss erwähnt werden, dass Facebook von Googles Fehlern gelernt zu haben scheint. Der Dialog mit den Verlagen wird ernsthaft geführt.“
  • „Für Facebook sollte das Gleiche gelten wie für Grossisten. Offenkundige Rechtsverstöße sind vom Verkehr auszuschließen. Sonstige Inhalte aber unterliegen keiner Kontrolle.“
  • „Wir müssen es schaffen, die Idee der Zeitung vom Papier zu emanzipieren.“
  • „Wenn wir nicht relevant sind und nicht da sind, wo die Menschen sind, werden wir unsere Leser verlieren. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Wir sind kein Naturgesetz.“

Hier geht es zur ganzen Rede.

Reaktionen

Döpfners Thesen sorgten für einen großen Nachhall in den Medien und unter Journalisten. Der Mediendienst Turi 2 meinte: „Döpfner schwört seine Verleger ein“. Zu Turi

Meedia spricht von einer „aufrüttelnden Regierungserklärung“ Döpfners. Zu Meedia

Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung, twitterte: „Starkes Rededebüt des neuen BDZV-Präsidenten Döpfner beim #zk2016: Klar, tief, ernst, visionär. Ohne Klagen, mit Realismus und Zuversicht.“

Holger Schellkopf, stellvertretender Chefredakteur der Mittelbayerischen Zeitung, meinte: „Das ist ein guter Plan von Mathias Döpfner.“

Annette Milz, Chefredakteurin des Medium Magazins, meinte: „„Starke Rede“: Das Mehrheitsprädikat in der Kaffeepause für Döpfners offensives BDZV-Programm. Wenn jetzt auch alle dem folgen.“

Einen völlig anderen Aspekt griff Lars Reckermann, neuer Chefredakteur der Nordwest-Zeitung auf: „So nebenbei: Hashtag ZK2016 - ja ist denn schon wieder Sowjetunion ...?“

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