Interview

„Am Tag 10 bis 20 eigene Berichte"

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Mit 21,6 Prozent mehr redaktionellen Visits als im Vormonat ist die Augsburger Allgemeine die große Gewinnerin bei den Oktoberzahlen der Online-IVW. Laut Analyse des Mediendienstes Meedia belegt die Regionalzeitung mit 3.165.609 redaktionellen Seitenabrufen den 23. Platz in der Top 50 der deutschen Nachrichtenwebsites. Was die Gründe für das gute Abschneiden der Augsburger sind und welches Konzept die Online-Redaktion verfolgt, erzählt Sascha Borowski, der Online-Chef der Augsburger Allgemeinen, im Interview.

Herr Borowski, 20 Prozent Zuwachs bei den redaktionellen Visits – lag das vor allem an der Nachrichtenlage oder machen Sie online jetzt etwas anders?

Die monatlichen Visit-Schwankungen werden von uns nicht überbewertet, eben weil sie sehr oft von der aktuellen Nachrichtenlage abhängen. Tatsache ist aber auch, dass wir uns seit einigen Monaten online neu ausrichten. So haben wir zum Beispiel die lokalen Übersichtsseiten unseres Online-Angebots in die Verantwortung unserer 16 Lokalredaktionen übergeben. Das Ziel ist eine noch attraktivere Online-Berichterstattung aus dem Lokalen und Regionalen. Daneben setzt die Online-Redaktion zunehmend eigene redaktionelle Schwerpunkte.

Das heißt, die Lokalredaktionen pflegen ihre Inhalte selbst ein?

Ja, die Lokalredaktionen stellen über unser neues crossmediales Redaktionssystem eigenverantwortlich Inhalte online. Dazu wurden alle Kollegen entsprechend geschult.

Aber das erklärt doch sicher nicht die signifikante Steigerung bei den Visits im Oktober. Woran lag das konkret?

Ende Oktober hatten wir mit dem Augsburger Polizistenmord ein Thema, das auch überregional auf sehr großes Interesse stieß und uns sehr viel Traffic brachte. Für viele Menschen war augsburger-allgemeine.de ganz offensichtlich die erste Anlaufstelle - was übrigens auch die Kollegen von Print, Online, Bild- und Video-Redaktion gefreut hat, die mit großen Engagement über den Fall berichtet haben.

Welche Inhalte sind auf Ihrer Seite ansonsten besonders gefragt?

Die Hauptausrichtung ist und bleibt die lokale und regionale Berichterstattung. Aber natürlich spielen wir auch die überregionale Karte und arbeiten diese Themen onlinegerecht auf - mit Bildern, Videos, Karten und nutzergenerierten Inhalten aus unseren Communities.

Setzen Sie dabei andere thematische Schwerpunkte als im Printprodukt?

Zumindest die Aufbereitung ist anders. Während die Augsburger Allgemeine als Zeitung auf eine erklärende Hintergrundberichterstattung setzt, konzentrieren wir uns online auf die schnelle und aktuelle Meldung. In der Praxis kann das dazu führen, dass wir ein Thema morgens online groß spielen und am nächsten Tag in der Zeitung nur noch als Notiz vermelden. Beides hat dann seine redaktionelle Berechtigung.

Macht die Online-Redaktion bei Ihnen auch eigene Geschichten? Wie viele sind das im Schnitt?

Ja, die Online-Redaktion recherchiert und schreibt bei uns eigene Geschichten - übrigens viel mehr als noch vor ein, zwei Jahren. Im Schnitt entstehen in der Online-Redaktion - unterstützt von den Lokalredaktionen - am Tag etwa zehn bis 20 eigene Berichte.

Kuratierungsdienste wie Storify sind gerade en vogue. Haben Sie bereits Erfahrungen damit?

Wir binden schon heute sehr engagiert Inhalte aus dem sozialen Netz in unsere Berichterstattung mit ein - aus Blogs, Facebook, Youtube und Twitter ebenso wie Texte und Bilder aus unserer eigenen Foren-Community. Insofern steht auch der Einsatz von Storify auf unserer Agenda - allerdings erst für Anfang 2012.

Interview: Jan Steeger

Sascha Borowski

... leitet die Online-Redaktion der Augsburger Allgemeinen.

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