"Dolce Vita" für Alkan und Mehmet tabu

Süddeutsche-Zeitung 010497
01.01.1970
Reportage zum Thema Ausländerfeindlichkeit. Die Autorin begleitete zwei junge Türken zu Discos, wo die beiden Freunde treffen und tanzen wollten. "Keine Ausländer", hieß es jedoch überall. Die Ordnungskräfte können sich in der Regel auf ihr Hausrecht berufen. Als der Fotografin der Film aus der Kamera genommen werden sollte, half auch die Polizei nicht weiter. Begründet wird das Verbot mit der Behauptung, dass ausländische Gäste randalieren und deutsche Frauen belästigen würden. Werkstatt-Text aus der Drehscheibe: Wenn ihre Kinder zusammen mit türkischen Freunden in die Disko wollten, gab\'s Probleme. Conny Neumann machte sich daraufhin selbst ein Bild von den oft stiernackigen, beglatzten und gestiefelten Ordnungskräften in Schwarz, die eine "Horroratmosphäre" verbreiteten. Diese "Sheriffs" sagen, wer rein darf: selbst "biedere" Türken nicht, wohl aber halbseidene Deutsche, denen Conny Neumann nicht nachts begegnen möchte. Auch Restaurants der gehobenen Preisklasse geben immer häufiger die Auskunft: Türken müssen draußen bleiben! Ein Wirt hat sich entschlossen gegen zu halten: Ihm sind alle Gäste willkommen. Doch deutsche Kunden bleiben zunehmend aus, und Türken konsumieren in aller Regel weniger.
Letzte Änderung
23.05.2002
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Titel
"Dolce Vita" für Alkan und Mehmet tabu
In
Süddeutsche-Zeitung 010497
Am
01.01.1970
Inhalt
Reportage zum Thema Ausländerfeindlichkeit. Die Autorin begleitete zwei junge Türken zu Discos, wo die beiden Freunde treffen und tanzen wollten. "Keine Ausländer", hieß es jedoch überall. Die Ordnungskräfte können sich in der Regel auf ihr Hausrecht berufen. Als der Fotografin der Film aus der Kamera genommen werden sollte, half auch die Polizei nicht weiter. Begründet wird das Verbot mit der Behauptung, dass ausländische Gäste randalieren und deutsche Frauen belästigen würden. Werkstatt-Text aus der Drehscheibe: Wenn ihre Kinder zusammen mit türkischen Freunden in die Disko wollten, gab\'s Probleme. Conny Neumann machte sich daraufhin selbst ein Bild von den oft stiernackigen, beglatzten und gestiefelten Ordnungskräften in Schwarz, die eine "Horroratmosphäre" verbreiteten. Diese "Sheriffs" sagen, wer rein darf: selbst "biedere" Türken nicht, wohl aber halbseidene Deutsche, denen Conny Neumann nicht nachts begegnen möchte. Auch Restaurants der gehobenen Preisklasse geben immer häufiger die Auskunft: Türken müssen draußen bleiben! Ein Wirt hat sich entschlossen gegen zu halten: Ihm sind alle Gäste willkommen. Doch deutsche Kunden bleiben zunehmend aus, und Türken konsumieren in aller Regel weniger.