Ich bin höflich wenn ich Lust dazu habe

Kölner Stadt Anzeiger 091099
01.01.1970
Zwei Redakteurinnen des Kölner Stadt-Anzeigers luden vier Jugendliche ins Pressehaus ein, um mit ihnen über das Thema Höflichkeit zu sprechen. Dabei stellte sich heraus, dass die Jungen und Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren sehr genaue Vorstellungen haben über echte und aufgesetzte Höflichkeit, über das, was sich damit erreichen lässt und über die Unterschiede im Verhalten gegenüber Älteren oder Gleichaltrigen. An das Vorurteil, dass die "Jugend von heute" nicht mehr höflich sei, glauben sie jedoch alle nicht. Werkstatt-Text aus der Drehscheibe: Kinder haben offenbar sehr genaue Vorstellungen davon, was Höflichkeit bedeutet - sowohl Älteren als auch Gleichaltrigen gegenüber. Uta M. Reindl und Anja Katzmarzik sprachen mit vier 11- bis 13-Jährigen über die guten Manieren. Das Muster dieser Gespräche hat sich seit ihrem Start 1979 in 185 Runden gefestigt und bewährt. Als Studienrätin verfügt Uta M. Reindl zum einen über Erfahrung im Umgang mit jungen Leuten, zum ändern über Kontakte zu ihnen. Aber sie habe in Ferienzeiten auch schon Jugendliche auf der Straße angesprochen, sagt sie. Bis zu sechs Mädchen und Jungen lädt sie ins Pressehaus ein. Dort gibt\'s Essen und Trinken, bei Bedarf wird ein Fahrdienst organisiert. Bei heiklen Themen werde die Zustimmung der Eltern eingeholt. Meistens seien die jungen Leute sehr motiviert, manchmal sogar richtig vorbereitet, und - anders als in der Schule - seien sie auch diszipliniert, redeten also nicht durcheinander. Gleichwohl sei eines der größten Probleme, nach dem eineinhalbstündigen Gespräch das Band auszuwerten: die Stimmen ähneln sich sehr. Eine Ambition hat Uta M. Reindl inzwischen aufgegeben, nämlich Gesprächspartner aus unterschiedlichen Schulformen einzuladen. "Verschiedene soziale Kontexte auszugleichen, das gelingt nicht in so einem Gespräch", sagt sie.
Letzte Änderung
31.10.2008
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Ich bin höflich wenn ich Lust dazu habe
In
Kölner Stadt Anzeiger 091099
Am
01.01.1970
Inhalt
Zwei Redakteurinnen des Kölner Stadt-Anzeigers luden vier Jugendliche ins Pressehaus ein, um mit ihnen über das Thema Höflichkeit zu sprechen. Dabei stellte sich heraus, dass die Jungen und Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren sehr genaue Vorstellungen haben über echte und aufgesetzte Höflichkeit, über das, was sich damit erreichen lässt und über die Unterschiede im Verhalten gegenüber Älteren oder Gleichaltrigen. An das Vorurteil, dass die "Jugend von heute" nicht mehr höflich sei, glauben sie jedoch alle nicht. Werkstatt-Text aus der Drehscheibe: Kinder haben offenbar sehr genaue Vorstellungen davon, was Höflichkeit bedeutet - sowohl Älteren als auch Gleichaltrigen gegenüber. Uta M. Reindl und Anja Katzmarzik sprachen mit vier 11- bis 13-Jährigen über die guten Manieren. Das Muster dieser Gespräche hat sich seit ihrem Start 1979 in 185 Runden gefestigt und bewährt. Als Studienrätin verfügt Uta M. Reindl zum einen über Erfahrung im Umgang mit jungen Leuten, zum ändern über Kontakte zu ihnen. Aber sie habe in Ferienzeiten auch schon Jugendliche auf der Straße angesprochen, sagt sie. Bis zu sechs Mädchen und Jungen lädt sie ins Pressehaus ein. Dort gibt\'s Essen und Trinken, bei Bedarf wird ein Fahrdienst organisiert. Bei heiklen Themen werde die Zustimmung der Eltern eingeholt. Meistens seien die jungen Leute sehr motiviert, manchmal sogar richtig vorbereitet, und - anders als in der Schule - seien sie auch diszipliniert, redeten also nicht durcheinander. Gleichwohl sei eines der größten Probleme, nach dem eineinhalbstündigen Gespräch das Band auszuwerten: die Stimmen ähneln sich sehr. Eine Ambition hat Uta M. Reindl inzwischen aufgegeben, nämlich Gesprächspartner aus unterschiedlichen Schulformen einzuladen. "Verschiedene soziale Kontexte auszugleichen, das gelingt nicht in so einem Gespräch", sagt sie.