Künstliche Intelligenz und Lokaljournalismus

KI, der neue Kollege

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KI wird den Lokaljournalismus verändern (Foto: AdobeStock/tippapatt)
KI wird den Lokaljournalismus verändern (Foto: AdobeStock/tippapatt).

Künstliche Intelligenz (KI) ist weder der Untergang des Journalismus noch müssen Journalistinnen und Journalisten Angst davor haben. KI kann den Redaktionsalltag erleichtern und helfen, die Transformation in den Medienhäusern zu beschleunigen. Trotzdem gibt es viele Fragen, die beantwortet werden müssen. Viel Zeit dafür bleibt nicht, die Entwicklung ist so dynamisch, dass Verlage und Journalisten sich tunlichst schnell damit auseinandersetzen sollten.

Aber was heißt künstliche Intelligenz eigentlich?
Künstliche Intelligenz wird als Sammelbegriff für verschiedene Verfahren verwendet, die sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens beschäftigen. Das sind Aufgaben, die bisher mit Menschen in Verbindung gebracht wurden, und geht vom Schachspielen bis zum autonomen Fahren. Genau genommen geht es heute dabei meistens noch um maschinelles Lernen. Empathie, ein soziales Gewissen oder einen moralischen Kompass, das ist von den Superrechnern noch nicht zu leisten. Die Maschine weiß nicht, wie der Wald bei einer Wanderung gerade riecht. Allerdings kann sie aus einer Vielzahl von Daten, die ihr zur Verfügung stehen, lernen, wie ein Wald üblicherweise riecht oder wie Menschen bei einem bestimmten Ereignis fühlen, und dieses dann auch in Text umwandeln.

Schier unendliche Möglichkeiten
Die Verwendung von KI hat unser tägliches Leben bereits durchdrungen. Ob Gesichtserkennung am Smartphone oder das Durchsuchen von riesigen Textmengen: Die Einsatzmöglichkeiten sind riesig. Mit ChatGPT und anderen Programmen kann KI jetzt von einer breiten Masse selbst genutzt werden, privat und beruflich, und die Ergebnisse werden immer besser. Damit einher gehen gerade im kreativen Bereich aber viele Fragen, die darüber entscheiden werden, wie KI unsere Arbeit verändert. Sicher ist, verändern wird sie sich auf jeden Fall. Für das Umschreiben einer Pressemitteilung wird kein Journalist mehr benötigt. Die Ergebnisberichterstattung im Sport kann heute bereits automatisiert werden, wenn die entsprechenden Daten vorhanden sind. Mit jedem Schritt der Digitalisierung werden die Anwendungsmöglichkeiten wachsen. Die eh bereits überholte Chronistenpflicht der Regionalzeitungen wird mit jeder Weiterentwicklung in diesem Bereich überflüssiger. Der Weg zu Inhalten, die die Bedürfnisse der Menschen widerspiegeln und ihnen Hilfe im täglichen Leben geben, wird umso dringlicher.

Nötige Regelungen
Geklärt werden müssen die Fragen des Urheber- und Leistungsschutzrechts. Werden die Maschinen mit von Menschen geschaffenen Texten gefüttert, damit sie lernen, dann stellt sich die Frage, ob dies so einfach erlaubt ist. Rechteinhabern muss freigestellt sein, ob sie ihre Werke als Trainingsdaten freigeben oder nicht. Es muss künftig gewährleistet sein, dass keine unlizenzierten urheberrechtlich geschützten Inhalte für das Training von KI verwendet werden. Hierfür müssen Regelungen geschaffen werden. Möglich ist das, die Frage ist, ob es rechtzeitig geschehen wird. Sonst werden alle Bemühungen der Verlage, mit ihren Inhalten im Netz Geld zu verdienen, sich in Luft auflösen. Die Recherche des Lokalredakteurs über die Vergehen des Bürgermeisters werden von der KI aufgesogen und stehen anschließend kostenfrei zur Verfügung. Irgendwann vielleicht sogar fast in Echtzeit.

Zudem müssen von KI produzierte Inhalte transparent gekennzeichnet werden. Auch hier gibt es noch keine Regelungen, die der Entwicklung gerecht werden. Ob ein Artikel in einer Zeitung, die Übersetzung eines Buches oder vielleicht sogar Lyrik und Belletristik von einem Menschen oder einer Maschine erstellt wurde, muss für die Leser erkennbar sein. Das hat auch die EU-Kommission bereits erkannt, die in ihrem Entwurf für einen Artificial Intelligence Act (AI Act), der derzeit auf europäischer Ebene beraten wird, Transparenzregelungen vorsieht. Redaktionen sollten bereits jetzt darüber diskutieren, wie sie damit umgehen. Ist es legitim, den Text des freien Mitarbeiters von ChatGPT um 50 Prozent kürzen zu lassen, ihn von Rechtschreib- und Grammatikfehlern zu befreien und ihn leicht verständlich formulieren zu lassen? Möglich ist es und die Ergebnisse sind überraschend gut.

Der Text erschien zuerst in der drehscheibe 6/2023.

Uwe Renners

ist stellvertretender Chefredakteur der Rheinpfalz. E-Mail: uwe.renners@rheinpfalz.de

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