Zuviel Ehre für den Nazi-Handlanger am Skalpell?

Saarbrücker Zeitung
13.10.2000
Oskar Orth, ehemaliger ärztlicher Direktor des Landeskrankenhauses Homburg und Mitbegründer der dortigen Universität, war Ehrenbürger Saarbrückens. Eine Straße trug seinen Namen und ein angesehener Wissenschaftspreis ebenfalls. Er verantwortete aber auch über 1400 Zwangssterilisationen in der Nazi-Zeit. Eine Studie von Christoph Braß, Historiker und ehemaliger Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Als die SZ im Oktober 2000 weitere Beweise vorlegte, sah die Zeitung sich als Nestbeschmutzer an den Pranger gestellt, der Bezirksrat stimmte gegen die Umbenennung der Straße. Doch die SZ blieb im Fall Orth am Ball und erreichte am Ende, dass sich die Einsicht durchsetzte: keine Straße darf nach einem Mann benannt sein, der ein willfähriger Helfer des Hitler-Regimes und ein Blut-Scherge war, wie es Chefredakteur Friedhelm Fiedler formulierte. Den Mut zu dieser beharrlichen Berichterstattung und politischen Auseinandersetzung honorierte die Jury des Konrad-Adenauer-Preises mit dem 1. Preis des Wettbewerbs 2001. (MB)
Letzte Änderung
23.10.2008
Titel
Zuviel Ehre für den Nazi-Handlanger am Skalpell?
In
Saarbrücker Zeitung
Am
13.10.2000
Inhalt
Oskar Orth, ehemaliger ärztlicher Direktor des Landeskrankenhauses Homburg und Mitbegründer der dortigen Universität, war Ehrenbürger Saarbrückens. Eine Straße trug seinen Namen und ein angesehener Wissenschaftspreis ebenfalls. Er verantwortete aber auch über 1400 Zwangssterilisationen in der Nazi-Zeit. Eine Studie von Christoph Braß, Historiker und ehemaliger Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung, hatte den Stein ins Rollen gebracht. Als die SZ im Oktober 2000 weitere Beweise vorlegte, sah die Zeitung sich als Nestbeschmutzer an den Pranger gestellt, der Bezirksrat stimmte gegen die Umbenennung der Straße. Doch die SZ blieb im Fall Orth am Ball und erreichte am Ende, dass sich die Einsicht durchsetzte: keine Straße darf nach einem Mann benannt sein, der ein willfähriger Helfer des Hitler-Regimes und ein Blut-Scherge war, wie es Chefredakteur Friedhelm Fiedler formulierte. Den Mut zu dieser beharrlichen Berichterstattung und politischen Auseinandersetzung honorierte die Jury des Konrad-Adenauer-Preises mit dem 1. Preis des Wettbewerbs 2001. (MB)