Wohin mit den Karnickelzüchtern?

Diese Debatte polarisiert Lokaljournalisten und Blattmacher wie kaum eine andere. Soll die klassische Vereinsberichterstattung in eine externe Beilage ausgelagert werden, wie es der Nordbayerische Kurier gemacht hat? Oder sind die Berichte über Jahreshauptversammlungen im Blatt unverzichtbar, weil sie die Leserinnen und Leser eng an die Zeitung binden? Lesen Sie hier die Debatte nach, über die Lars Reckermann, Chefredakteur der Schwäbischen Post, sagte: „Endlich einmal wieder eine Diskussion, die nicht vom Weltuntergang des Lokalen zehrt.“ Mit Beiträgen von Joachim Braun, Lars Reckermann, Malte Hinz, Nadine Conti, Johann Stoll, Peter Burger und Martin Schwarzkopf.

Vereinsberichterstattung

Wohin mit der Vereinsberichterstattung? Über diese Frage wurde auf drehscheibe.org leidenschaftlich debattiert. Martin Schwarzkopf, Chefredakteur des Main-Echos, erläutert im letzten Beitrag, welchen Weg sein Blatt geht.

Vereinsberichterstattung

Die so genannte Ghettoisierung der Vereinsberichterstattung in Supplements (bei uns in der Rhein-Zeitung heißt das „Wir von hier“) ist weder vom automatischen Durchmarsch zum ebenfalls so genannten Qualitätsjournalismus begleitet, noch stigmatisiert es vereinsaffine Leser zu Provinzlullies. Von Peter Burger

Vereinsberichterstattung

Joachim Braun und Lars Reckermann liegen in ihren Positionen viel weniger weit voneinander entfernt als es scheint. Beide Kollegen eint, dass sie ihre Leser ernst nehmen. Die Lokalzeitung darf keine Vereinschronik in dem Sinne sein, dass Regularien heruntergebetet und eben keine Geschichten erzählt werden. Da dürften wir uns alle einig sein. Und doch meine ich, der Weg einer eigenen Vereinsbeilage mit all den schrecklichen Texten und Bildern, die nur die Funktionäre interessieren dürften, ist kein guter. Von Johann Stoll

Vereinsberichterstattung

In einem Punkt sind sich die meisten Kollegen schnell einig: Die Vereinsberichterstattung alter Prägung ist irgendwie verstaubt, langweilig und blöd und überhaupt haben wir alle miteinander eigentlich keine Lust mehr im Januar und Februar 600 Jahreshauptversammlungsprotokolle zu redigieren. Spätestens, wenn man dann die polternden und mit Abo-Kündigungen drohenden Vereinsvorsitzenden am Telefon hat, knicken aber viele ein. Von Nadine Conti

Liebe Kollegen, ihr führt mit überschäumendem Engagement einen Streit um des Kaisers berühmten Bart. Verdichtet, spitzt sich doch alles auf diese Glaubensfrage zu: Findet Vereinsberichterstattung in der Tageszeitung statt - ja oder nein? Im Prinzip ist die Antwort doch ganz einfach und doch so schwierig. Von Malte Hinz

Vereinsberichterstattung

Damit eines vorab klar ist: Auch die Schwäbische Post und Gmünder Tagespost machen ihre ersten Lokalseiten nicht mit dem Bericht von einer Jahreshauptversammlung des Musikvereins „Was-weiß-ich-wie-der-heißt“ auf. Wir verbannen diese Berichterstattung aber auch nicht in ein ausgelagertes Produkt. Von Lars Reckermann

Vereine sind wichtig, Vereine sind typisch für Deutschland, Vereine wirken identitätsstiftend. Aber muss deshalb in der Lokalzeitung über sie auch dann berichtet werden, wenn es nichts Wichtiges zu vermelden gibt? Muss  über Jahreshauptversammlungen geschrieben werden, in denen sich Vorsitzende gegenseitig auf die Schultern klopfen und Mitglieder dafür, dass sie 25 Jahre pünktlich den Beitrag überwiesen haben, eine Urkunde bekommen? Nein, ganz bestimmt nicht. Von Joachim Braun