Fiene checkt

Auf Instagram neue Zielgruppen erreichen

von

Vor allem junge Leute tummeln sich auf Instagram (Foto: AdobeStock/Alessandro Biascioli ).
Vor allem junge Leute tummeln sich auf Instagram (Foto: AdobeStock/Alessandro Biascioli ).

„Wir müssen bei Instagram sein, um auch die Jüngeren zu erreichen” — diesen Satz hört man oft, sei es auf Podiumsdiskussionen, in Verlagskonferenzen oder wenn in der Redaktion ein neues Social-Konzept vorgestellt wird. Schauen wir einmal genauer hin: Klappt das wirklich?

Zugegeben: Sie können Instagram auch mit TikTok, Spotify, Twitch, Youtube oder einer App austauschen, die wir alle noch nicht kennen. Aber bleiben wir für diesen Check einmal bei Instagram. Immerhin ist das derzeit die beste Plattform für Publikumsmedien, eben auch für Lokalredaktionen.

(Foto: AdobeStock/oatawa)
(Foto: AdobeStock/oatawa)

Was dafür spricht

● „Instagram steht für Unterhaltung”, formulierte kürzlich Instagram-Chef Adam Mosseri den Hauptgrund, warum die User jeden Tag die App öffnen. Aber mit Unterhaltung sind nicht lediglich lustige Sprüche oder Memes gemeint. Denken Sie an eine Buchhandlung. Wer für die Freizeit ein Buch sucht, greift nicht nur zum Roman, sondern auch zum Sachbuch. Entsprechend funktionieren auch inhaltliche Kanäle auf Instagram sehr gut.
● Wenn Sie regelmäßig auf Instagram unterwegs sind, dann folgen Sie mittlerweile nicht nur Personen, die Sie kennen, sondern dürften auch interessante neue Accounts entdeckt haben: Personen, die Sie unterhalten oder die ein gemeinsames Interesse teilen. Vielleicht auch einigen Medienmarken, schließlich will man ja schauen, was die anderen machen.
● Lokalmedien haben mittlerweile stolze Followerschaften aufgebaut. Die User interagieren mit den Beiträgen und auch in der Redaktion sitzt der Workflow. Außerdem zeigt der Blick in die Statistik: Die Followerschaft ist in der Tat jünger als die klassischen User der Homepage oder die Leserschaft der gedruckten Tageszeitung.
● Instagram bietet viele Funktionen, um neue Menschen zu erreichen, ohne Geld in Kanalwerbung stecken zu müssen. Es gibt viele Erfolgsbeispiele — wie zum Beispiel Selbstständige, die sich aus dem Nichts erfolgreiche Kanäle aufgebaut haben und ihre Audience vergleichsweise viel Geld für Dienstleistungen oder auch für sie relevante Inhalte ausgeben.

Was dagegen spricht

● Doch wie machen die meisten Medien auf ihre Instagram-Präsenz aufmerksam? Sie bewerben den Kanal hauptsächlich auf der eigenen Homepage, im Morgen-Newsletter oder in der Zeitung. Und dort erfahren vor allem User etwas von dem Kanal, die die Medienmarke bereits nutzen.
● Aber wenn Redaktionen bei Instagram schon länger dabei sind, spüren sie in der Regel ab einem gewissen Punkt eine Bremse. Als ob eine Glasdecke weiteres Wachstum verhindert — und das obwohl die Accounts von lokalen Influencern, Cafés oder Frozen-Yogurt-Shops an der eigenen Medienmarke vorbeiziehen.
● Die meisten Zeitungen benennen den Kanal nach ihrem Markennamen und präsentieren sich über ihren Slogan oder mit einer einfachen Selbstbeschreibung. Wen zieht das an? Menschen, die die Marke bereits kennen und die Relevanz für sich erkennen. Wem die Marke nicht präsent genug ist, zieht in der Regel weiter.
● Eine goldene Regel der Social-Media-Welt lautet: Menschen folgen Menschen und für sie relevante Themen. Wenn sie Marken folgen, dann sind das absolute Lovebrands.

Voll im Trend – Instagram. (Foto: AdobeStock/ itchaznong)
Voll im Trend – Instagram. (Foto: AdobeStock/ itchaznong)

Bei Instagram gilt: Abgucken ist ausdrücklich erlaubt. Neue Influencer haben nicht den Vorteil, dass sie bereits eine Marke haben, die bei anderen besetzt ist. Sie haben auch in der Regel keine anderen eigenen Kanäle, auf denen sie Werbung machen können.

Wie sich andere ein neues Publikum aufbauen

● Das Zauberwort heißt „sichtbar sein”. Und zwar bei den Personen, die man erreichen möchte. Suchen Sie Instagram-Kanäle, die bereits Ihre gewünschte Zielgruppe erreichen. Folgen Sie den Accounts und werden sie aktiver Follower. Hinterlassen Sie immer mal wieder Kommentare — nicht mit plumper Werbung, sondern mit einer interessanten Ergänzung. Wenn Sie mit Ihrem Wissen auffallen, werden die Mit-Follower auf Ihrem Kanal vorbeischauen.
● Stellen Sie sich in Ihrer Insta-Bio nicht nur über Ihren Markennamen und Marketing-Slogan vor, sondern beschreiben Sie auch aus Sicht der Zielgruppe, was Sie für die Zielgruppe relevantes bieten. So machen Sie die neugierig, die Ihnen folgen.
● Influencer interagieren auch mit jedem Kommentar, mit jeder Direktnachricht oder Story-Feedback. Das bindet die Zielgruppe, zahlt auf das Engagement ein (auch wichtig für die Sichtbarkeit) und wenn Sie dann sogar noch mal ab und zu die Profile Ihrer Follower aufrufen und einen Kommentar unter einem Posting hinterlassen, dann werden Sie auch bei den Followern Ihrer Follower sichtbar — das dürfte auch eine interessante Zielgruppe sein.


Fazit

Mein Fazit: Ja — mit Instagram können Sie neue Zielgruppen erreichen. Wenn Ihre Redaktion die Mechanismen bedient und sich nicht auf die eigene Marke und eine Bewerbung in eigenen Produkten verlässt.

Mein Tipp: Auf jede Follower-Interaktion reagieren? Auf anderen Kanälen mitkommentieren? Dann auch noch die Postings der Follower im Blick halten? Das klingt aufwendig. Reservieren Sie sich doch jeden Tag 15 Minuten Zeit, um schon einmal die ersten Schritte zu gehen. Sie werden nach einem Monat merken: Die Followerschaft wächst und Sie werden auf einmal Personen erreichen, die Ihr Lokalmedium noch nicht aktiv nutzten.

Mehr zum Thema

● Was mit Medien Podcast: Wie klappt’s für Medien endlich mit Instagram, Clare von Mädelsabende? Zum Text
● Was mit Medien Podcast: Funktioniert Journalismus auf Instagram wirklich, Medienforscher Michael Graßl? Zum Text

Hier finden Sie die drehscheibe auf Instagram.

Daniel Fiene

ist Medienjournalist und Begründer des Podcasts „Was mit Medien“.

Veröffentlicht am

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Kommentieren

Bei den mit Sternchen (*) markierten Feldern handelt es sich um Pflichtfelder.