Internetwerkstatt

Videostreaming per App

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Nummer 05/2015

Einen derartigen Hype hat die jedes Jahr in Austin, Texas, stattfindende Konferenz South by Southwest (SXSW) seit Langem nicht mehr erlebt. Grund für die Aufregung war der Auftritt der Macher der App Meerkat. Mit dieser lassen sich vom Smartphone aus mit wenigen Klicks Videos live streamen und mit den eigenen Twitter-Followern teilen. Die Reaktion von Twitter selbst – die Veröffentlichung der App Periscope – bliebt nicht lange aus. Grund genug für die drehscheibe, die beiden neuen Rivalen Meerkat und Periscope in dieser Internetwerkstatt vorzustellen.

Was können Meerkat und Periscope?

Meerkat (zu Deutsch: „Erdmännchen“) und Periscope sind Smartphone-Apps, die es dem Nutzer ermöglichen, einen Livestream direkt mit der Handykamera zu veröffentlichen. Durch die unmittelbare Anbindung an Twitter kann mit dem Stream auch die eigene Twitter-Followerschaft erreicht werden. In beiden Apps können sich die Zuschauer in Form von kurzen Kommentaren in die Livesendung einschalten. Meerkat und Periscope sind kostenlos im App Store von Apple für iPhone erhältlich. Versionen für Android sind in Planung und dürften in den kommenden Wochen herauskommen. Im Gegensatz zu Meerkat hat Periscope bisher noch keine eigene iPad-App.

Wie unterscheiden sich die Apps?

Neben der Grundfunktion, live von unterwegs einen Videostream zu starten, bieten beide die Möglichkeit, einen Stream zu planen und die Follower auf Twitter darauf hinzuweisen. Das ist insbesondere bei geplanten Events wie Pressekonferenzen oder Veranstaltungen sinnvoll. Auf den Websites können bei beiden laufende Livestreams mitverfolgt werden. Periscope bietet dabei die Option, den Stream bis zu 24 Stunden nach dem Liveereignis als Wiederholung anzuschauen. Danach wird die Aufzeichnung offline gestellt. Streams bei Meerkat gibt es nur live, ein späteres Betrachten ist derzeit nicht möglich. Dafür gestattet Meerkat dem Sender eines Livestreams, sich in den Kommentaren selbst zu Wort zu melden. So weit geht die Interaktivität bei Periscope nicht, dafür können Streams auch als privat markiert werden, bei Meerkat nicht.

Wie lassen sich die Apps nutzen?

Für Lokalredaktionen ergeben sich zahlreiche Formate, die Apps zu nutzen. Sei es der Augenzeugenreport oder ein Liveinterview etwa nach einem Sportereignis oder einer Wahl.

Was ist das Neue daran?

Die Idee des mobilen Livestreamings ist schon älter. Dienste wie Qik, Bambuser, oder Ustream bieten ähnliche Funktionen bereits seit Jahren an, teils mit deutlich mehr Möglichkeiten. Dennoch treffen die neuen Player offenbar einen Nerv, indem sie das Erstellen eines Videostreams noch radikaler vereinfachen und durch die direkte Anbindung an die Twitter-Community ein grundsätzliches Problem der anderen Anbieter beheben: Man kann Reichweite aufbauen. Wer bereits mehrere Hundert oder Tausende Twitter-Follower gesammelt hat, erreicht via Meerkat oder Periscope direkt ein Massenpublikum. Es ist also die geschickte Verzahnung mit sozialen Netzwerken, die den aktuellen Hype zu einem echten Trend mit Perspektive machen.

Was ist rechtlich zu beachten?

Die auf Meerkat und Periscope veröffentlichten Livestreams zeigen, dass viele Nutzer sich der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht in ausreichendem Maße bewusst sind. Insbesondere das Persönlichkeitsrecht der im Video gezeigten Personen muss respektiert werden. Und auch Urheberrechte müssen eingehalten werden. Bei beiden Apps werden die Livestreams auch auf dem Smartphone aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen könnten bei rechtlichen Auseinandersetzungen als Beweismaterial verwendet werden.

Fazit

Von so manchem Experten wurde Meerkat als der kürzeste Hype der App-Geschichte bezeichnet. Mag sein, dass einzelne Dienste wieder in der Versenkung verschwinden. Nicht von der Hand zu weisen ist aber der klare Trend in Richtung Live-Videostreaming, der durch technisch immer professioneller ausgestattete mobile Endgeräte – vor allem Smartphones – und die steigende Übertragungsqualität in Mobilfunknetzen gestärkt wird. Langfristig dürfte Twitter mit seiner App Periscope wegen seiner enormen Reichweite gegenüber Meerkat die besseren Karten haben.

Steffen Büffel

Autor

Steffen Büffel berät Verlage und Redaktionen in den Bereichen Workflow, Crossmedia, Social Media und Online- Strategien.
E-Mail: steffen.bueffel@media-ocean.de
Internet: www.media-ocean.de

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