Interview

„Wir wollen die Wahl nicht gewinnen, sondern erklären"

von

Die Konrad-Adenauer-Stiftung lobt für den Jahrgang 2013 erstmals auch einen Sonderpreis für Volontärsprojekte aus. Für die drehscheibe ein Grund, zur Anregung einige Projekte vorzustellen. Das erste Beispiel stammt aus der Mediengruppe Oberfranken, zu der der Fränkischer Tag, die Bayerische Rundschau, das Coburger Tageblatt, die Saale-Zeitung und Die Kitzinger gehören. Anlässlich der Bundestagswahl und der Bayerischen Landtagswahl am 15. September gründeten die Auszubildenden des Verlags eine eigene, fiktive Partei – die PiF, die Partei in Franken. Stefan Fößel, der Leitende Redakteur im Lokalen, betreut das Projekt.

Herr Fößel, wer steckt hinter der PiF?

Die Volontäre und Jungredakteure unserer Zeitungen. Man kommt in diesem Jahr am Thema Wahlen ja wirklich nicht vorbei. Wir dachten, dass es sich auch für ein Volo-Projekt anbieten würde. Die Idee, eine Partei zu gründen, entstand bei einem ersten Brainstorming. Die Wahltermine liegen für die Redaktionen ja nicht gerade günstig – kurz nach der Haupturlaubszeit – deshalb haben wir nach einer Form gesucht, die es ermöglicht, über einen längeren Zeitraum über das Thema zu berichten. Die fiktive Partei ist quasi der rote Faden, das Parteiemblem unser optisches Erkennungszeichen.

Was genau macht Ihre Partei?

Zunächst einmal: Die PiF ist eine fiktive Partei. Es geht uns nicht darum, die Wahl zu gewinnen, sondern darum, die Wahl zu erklären. Allerdings ist sie auch keine Satirepartei. Unser Ziel ist es, uns über die Partei durchaus ernsten politischen Themen zu nähern, und das auf möglichst unterhaltsame und dennoch hintergründige Weise. Dazu haben wir auf unserem Online-Portal www.infranken.de einen Aufruf an die Leser gestartet. Wir wollten wissen, was sie am meisten interessiert und welche Themen eine Partei in ihrem Wahlprogramm aufnehmen sollte. Mit den eingegangenen Vorschlägen haben wir uns dann detailliert beschäftigt.

Welche Themen waren das?

Es geht zum Beispiel um das Thema Mindestlöhne. Eine Leserin hatte da einen konkreten Vorschlag. Sie forderte einen Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde und eine Mindestrente von 900 Euro pro Monat. Wir greifen das auf und fragen bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach: Wer müsste sich da umstellen? Wer liegt unter, wer liegt über diesem Satz? Und wie können Menschen, die weniger verdienen, überhaupt davon leben? Andere Themen, die die Leser bewegten, waren zum Beispiel Kinderfreundlichkeit oder die Versorgung mit Kindertagesstätten. Unser Ansatz war es dann zu fragen: Was sagen die Parteien dazu, was die Betroffenen?

Wie ist Ihre Partei organisiert?

Es gibt zwei Vorsitzende, ebenfalls Volontäre. Sie vertreten die Partei öffentlich. Ursprünglich war auch vorgesehen, ein eigenes Wahlprogramm zu entwickeln und dieses mit denen anderer Partien zu vergleichen. Allerdings gab es zu Beginn auch Missverständnisse – einige Leser meinten, die PiF sei eine reale Partei. Von daher haben wir uns stärker auf die Beobachterrolle konzentriert. Unsere Themen besprechen wir bei monatlichen Treffen. Wobei ich als Betreuer eher ein Moderator bin. Die Themen gestalten die Volontäre selbst.

Welche Vorgaben gibt es von Ihrer Seite?

Meine Vorgaben sind vor allem terminlicher, weniger thematischer Art. Ich gebe nur Anregungen, greife beratend und stilistisch ein. Aber wir achten auf einen multimedialen Ansatz. So gibt es in unserem Blog auch Videobeiträge, animierte Grafiken und Bildergalerien. Bei der Wahl der Darstellungsformen setzen wir auf Ausgewogenheit, auf eine gute Mischung aus Interviews, Grafiken, Hintergrundberichten, Reportagen, aber auch Glossen.

Seit wann läuft das Projekt?

Die erste Besprechung hatten wir Anfang März. Wenig später haben wir den Aufruf an die Leser gestartet und die Antworten gesammelt. Seit Mitte Mai erscheinen zwei Beiträge pro Woche auf unserem Blog und in unserer für das Projekt gegründeten Facebook-Gruppe. In der gedruckten Zeitung erscheinen die Beiträge in der Zeit vom 13. August bis zum 6. September. Am 7. September wird es eine Beilage als Abschluss geben.

Was unterscheidet die Beiträge der Projektmitglieder denn von den regulären Beiträgen der Zeitungen?

Das Thema Wahlen spielt bei uns natürlich online und in unseren Zeitungen eine große Rolle. Das Volo-Projekt erlaubt einen zusätzlichen und vor allem etwas anderen Blick darauf. Formal können wir an der einen oder anderen Stelle etwas frecher und experimentierfreudiger sein, nicht zuletzt im Blog. Und durch das Megaphon einer „Partei“ lässt sich eine Meinung auch einmal etwas stärker zuspitzen als über die sonst üblichen Formen.

Links

Zum Blog des Projektes

Zum Onlineportal der Zeitungen

Zur Ausschreibung des Preises der Konrad-Adenauer-Stiftung

 

 

Stefan Fößel, Mediengruppe Oberfranken

Stefan Fößel

Zeitung: Mediengruppe Oberfranken (Fränkischer Tag, Bayerische Rundschau, Coburger Tageblatt, Saale-Zeitung und Die Kitzinger)
Tel.: 0951 – 18 84 52

Mail: s.foessel@infranken.de

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