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Dabei beim Mafia-Prozess

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„Die Mafia? Hier bei uns?“: So oder ähnlich dürften viele Menschen im Schwarzwald reagiert haben, als sie 2017 von einer großen Durchsuchungsaktion der Polizei gegen eine Gruppe Drogendealer hörten, der Verbindungen nach Italien nachgesagt wurden. „Auch wir in der Redaktion wurden davon völlig überrascht“, erzählt Marc Eich, Reporter des Schwarzwälder Boten (Oberndorf am Neckar). Er besucht seitdem die Gerichtsverhandlungen und berichtet über den Fall.

Im Zentrum des Verfahrens stand ein italienischer Gastwirt aus der Region, der in der Stadt gut bekannt sei, erklärt Eich. „Erstaunlicherweise ließ sich über Facebook erstaunlich gut nachvollziehen, inwiefern er mit den anderen zehn Verdächtigen in Verbindung stand“, erklärt der Reporter. Die Täter hätten dort recht offen agiert. Er habe außerdem die Gasthäusern des Angeklagten besucht und dort mit den Angestellten besprochen. „So bekam ich ein Gefühl dafür, in welchem Umfeld sich der Mann bewegte“, erklärt Eich. Weitere Infos fand er in italienischen Medien, die ebenfalls ausführlich über den Fall berichteten. „Außerdem gab es mehrere Artikel von überregionalen Zeitungen, die sich mit den Machenschaften der Mafia im ländlichen Raum beschäftigten“, erklärt Eich. Trotzdem sei es eine enorme Herausforderung gewesen, die 40-seitige Anklageschrift und das darin aufgezeigte umfangreiche kriminelle Konstrukt für die Leser verständlich aufzubereiten.

Vor Prozessbeginn porträtierte die Redaktion die Hauptangeklagten. Anschließend berichtete Eich detailliert von den Prozesstagen und die dort neu gewonnen Erkenntnisse über den Fall. Interessanterweise erteilte der Anwalt des Hauptangeklagten Gastwirts der Zeitung die Erlaubnis, seinen Namen vollständig zu nennen und sein Gesicht zu zeigen. „Seine Begründung war, dass er sich nach seiner Entlassung alle Artikel in seiner Pizzeria aufhängen wolle“, erzählt der Reporter.

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