Interview

„Lokales mit Schwerpunkt Sport“

von

Harald Klipp ist Lokalredakteur mit Schwerpunkt Sport beim Ostholsteiner Anzeiger.
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Herr Klipp, Berichterstattung über den Lokalsport ohne lokale Sportveranstaltungen – wie geht das?

Das geht wunderbar. Eigentlich ist es genau das, worauf ich schon seit Längerem gewartet habe. Gerade der Lokalsport ist ja häufig von Veranstaltungen und Ergebnissen getrieben. Die Erwartungshaltung, auch in den Chefredaktionen, geht ja meist in die Richtung, dass man über den laufenden Spielbetrieb berichtet. Über Fußball, Handball und was es sonst an populären Sportarten so gibt. Durch den Lockdown ist die Gelegenheit entstanden, sich von genau diesen Erwartungen zu lösen und die Geschichten zu erzählen, die sich im Hintergrund abspielen. Geschichten, die sonst unterbewertet werden oder die gar nicht erst in den Fokus geraten, weil sie von anderen Themen verdrängt werden.

Auf welche Geschichten spielen Sie an?

Wir haben zum Beispiel einen Fußballspieler vorgestellt, der auch ein relativ bekannter Sänger ist. Ihn habe ich einfach mal gefragt, wie es ihm im Lockdown ergeht, denn die Kultur ist ja genauso hart getroffen worden wie der Amateur- oder Breitensport. Oder ich habe mit Sportverbänden Kontakt aufgenommen, zu denen ich sonst eine gewisse Distanz halte. Aber sie sind in solchen Zeiten erheblich wichtiger als sonst, weil sie ja den Rahmen vorgeben, in dem sich die Vereine bewegen können.

Aber es gibt auch noch Sportereignisse in Ihrer Region, richtig?

Ja. Ich bin derzeit bei jedem Heimspiel des VFL Lübeck-Schwartau dabei, der in der 2. Handball-Bundesliga spielt. Aus einem Selfiestick habe ich mir einen Distanzhalter gebaut, vorne mein Mikrofon angeklebt, sodass man einen 1,5-Meter-Abstand hat, und dann drehe ich da meine YouTube-Videos, interviewe Handballer und so weiter. Ich habe dabei eine FFP2-Maske auf, das funktioniert ganz gut.

Sie wurden aber auch schon in die Lokalberichterstattung abkommandiert.

Tatsächlich habe ich mich zu einer Art Spezialisten für Seelsorge entwickelt. Ich hatte eine Aktion der Kirche entdeckt, da wurde in Gottesdiensten dazu aufgerufen, Briefe an Bewohner von Pflegeheime zu schicken. Die Absender wussten konkret nicht, an wen der Brief gehen würde. Das war in der Weihnachtszeit, der Kontakt nach außen war ja in den Pflegeheimen stark eingeschränkt. Ich habe den Geistlichen, der das initiiert hatte, auch bei einem Besuch im Pflegeheim begleitet. Auf Distanz natürlich. Ich habe ihn für YouTube interviewt, vor dem Pflegeheim, mit derselben Technik wie schon beschrieben. Auch mit Mitarbeitern des Heims hab ich auf diese Art gesprochen. Dann habe ich noch eine Geschichte über Jugendseelsorge gemacht, da sprach ich mit der Landesjugendpastorin über Seelsorge im Chat, und ich habe mich mit Leuten der Telefonseelsorge in Lübeck unterhalten.

Das war kein Problem für Sie, auch mal ins andere Ressort reinzuschnuppern?

Überhaupt nicht. Ich komme ja von da, auch wenn es schon eine Weile her ist. Mir gefällt es, vielfältig zu sein. Deshalb sehe ich ja auch den Sport etwas anders. Für mich ist der Lokalsport Lokales mit Schwerpunkt Sport und keine reine Sportberichterstattung.

Dieses Jahr stehen ja mit Fußball-EM und Olympia auch noch zwei Großereignisse an. Aber man weiß noch nicht genau, wie sie am Ende stattfinden werden. Wie geht man damit um?

Es wären ja so oder so eher mediale Ereignisse geworden. Die meisten Menschen wären kaum an Karten gekommen oder nach Japan gefahren. Interviews zum Beispiel gehen immer, sei es mit Telefon oder über andere Kanäle. Man kann olympische Sportarten vorstellen, die nicht so im Rampenlicht stehen, und zum Beispiel nachsehen, ob sie in der Region praktiziert werden. Die Fußball-EM kann man auch begleitend mit dem Spiel Fifa am Bildschirm durchspielen, aber das ist gedanklich noch etwas entfernt. Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, ob die Olympischen Spiele stattfinden werden. Die Handball-WM hat es ja gezeigt: Solche Veranstaltungen können leicht zu Spreading Events werden.

Eine letzte Frage noch: Wer wird Nachfolger von Jogi Löw als Bundestrainer?

Wahrscheinlich einer, mit dem gar keiner rechnet. Vielleicht aber auch Stefan Kuntz.

Harald Klipp

ist Lokalredakteur mit Schwerpunkt Sport des Ostholsteiner Anzeigers.

Telefon: 0171 – 539 81 36
E-Mail: pp@shz.de

 

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