Lokaljournalistenpreis

„Das ist Lokaljournalismus vom Feinsten“

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Die Gewinner des diesjährigen Lokaljournalistenpreises stehen fest. (Symbolfoto: AdobeStock/jittawit.21)
Die Gewinner des diesjährigen Lokaljournalistenpreises stehen fest. (Symbolfoto: AdobeStock/jittawit.21)

Hunderte Einsendungen, intensive Beratung: Nun stehen die vier besten lokalen Umsetzungen fest und werden mit dem Deutschen Lokaljorunalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet (Jahrgang 2020). Den 1. Preis vergibt sie in diesem Jahr an den Südkurier (Konstanz). Zweiter Preisträger ist die Hamburger Morgenpost.

Aus der Erklärung der Jury:

  • 1. Preis: Südkurier für die Coronaberichterstattung mit dem Schwerpunkt der Grenzschließung zur Schweiz
    Anfang 2020 hätte das niemand für möglich gehalten – doch am Montag, dem 16. März 2020 wurden in Deutschland die Grenzen zu Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Dänemark geschlossen. (...) In Wort, Bild und Grafik, gedruckt in der Zeitung und online in einem großen Dossier widmete sich die Redaktion allumfassend diesem Thema. Die Grenzschließungen waren selbstverständlich auch in vielen anderen Redaktionen in Corona-Zeiten ein Thema, doch mit der Vielfalt der Aspekte, der Tiefe der Recherche, der gelungenen optischen Umsetzung und der crossmedialen Aufbereitung hat der Südkurier Außergewöhnliches geleistet und Maßstäbe im Lokaljournalismus gesetzt. Die Redaktion verstand sich als Verbündeter der Leserinnen und Leser, nahm sich der alltäglichen Sorgen, Fragen und Nöte an, beantwortete drängende Fragen, lieferte Service, ging der Frage nach, ob diese Grenzschließungen überhaupt rechtens sind und sie reflektierte auch die nicht immer störungsfreien Beziehungen zwischen den Einwohnern beiderseits der Grenze. Fazit der Jury: Das ist Lokaljournalismus vom Feinsten. Zur Umsetzung.
  • 2. Preis: Hamburger Morgenpost für die Serie „Jüdisches Leben in Hamburg“
    In Hamburg soll die in der Reichspogromnacht 1938 zerstörte Bornplatzsynagoge wieder aufgebaut werden. Das Vorhaben wird heiß diskutiert und ist umstritten. Für die Hamburger Morgenpost war das der Anlass für die Serie „Jüdisches Leben in Hamburg“, in dem vor allem Menschen im Mittelpunkt stehen. Die Jury sagt: Die Redaktion hat angesichts des steigenden Antisemitismus in Deutschland Mut bewiesen, sich in diesem Umfang und mit dieser Intensität dem Thema zu widmen. Und das auf eine Art und Weise, die Spaß macht, die Geschichten zu lesen. Stets stehen Menschen im Mittelpunkt, die Geschichten sind optisch hervorragend umgesetzt, die Texte zeichnen sich durch eine wohltuende Sachlichkeit und zugleich einen hohen Unterhaltungswert aus. Hervorzuheben ist, dass die Serie von einer Volontärin – Nicola Daumann – gemeinsam mit der Redakteurin Nina Gessner umgesetzt wurde. Beide haben ein extrem relevantes Thema frühzeitig erkannt und hervorragend umgesetzt. Auch wenn die Jury eine digitale Umsetzung des Themas vermisste, hält sie die Serie für preiswürdig. Hier geht es zu den Umsetzungen.

  • 3. Preis: Hanauer Anzeiger für die erste Ausgabe nach dem Terror-Anschlag (21. Februar 2020), bei dem zehn Menschen getötet worden waren
    Am 20. Februar 2020 war in Hanau nichts mehr wie vorher. Der 43-jährige Sportschütze Tobias R. hatte in der Nacht zuvor neun Menschen mit ausländischen Wurzeln, seine Mutter und sich selbst erschossen. In der Stadt gab es kein anderes Thema mehr – und der Hanauer Anzeiger reagierte entsprechend: Alle redaktionellen Kräfte – Online, Print, Layout und freie Fotografen – erarbeiteten ein Konzept und stemmten eine Ausgabe, die die Jury mit dem dritten Preis auszeichnet. Dem kleinen Team ist es von der ersten bis zur letzten Seite der Ausgabe eins nach dem Terroranschlag gelungen, ein allumfassendes Bild der Ereignisse zu zeichnen. Dabei ist es dank einer sehr guten Bildarbeit und sensibler Berichterstattung gelungen, die Opfer des Attentats und das Leid der Angehörigen in den Mittelpunkt der Berichterstattung zu stellen.  Die Redaktion hat den Opfern ein Gesicht und Würde gegeben. Zu den Umsetzungen.

  • Volontärspreis: Rheinische Post (Düsseldorf) für das Projekt „Die RheinStories“
    Wo und wann informieren sich heutzutage junge Leute? Maren Könemann und Marie Ludwig – beide Volontärinnen bei der Rheinischen Post – haben da offensichtlich ganz klare Vorstellungen. Instagram wird genutzt, vielleicht auch ein Podcast gehört – wenn denn die Themen wirklich auf Interesse stoßen. Die beiden Journalistenschülerinnen haben von diesen Überlegungen ausgehend das Konzept der „RheinStories“ entwickelt, mit der sie junge Menschen zwischen 24 und 45 erreichen wollten. Dabei setzten sie auf die Themen Nachhaltigkeit, Heimatliebe und Freiheit. Acht Wochen lang sind die beiden mit einem elektrisch umgebauten T1-Bulli durchs Rheinland getourt und haben täglich Stories produziert – locker, unterhaltsam, spannend, lehrreich. Das Urteil der Jury lautet: Das Projekt ist glänzend gemacht, gut durchdacht und super strukturiert. Ein gelungenes Beispiel für guten Lokaljournalismus der Zukunft. Die drehscheibe hat die beiden bereits interviewt. Zum Video. Zum Podcast.

Die drehscheibe gratuliert allen Gewinnerinnen und Gewinnern!

„Insgesamt sind bei der Konrad-Adenauer-Stiftung 354 Bewerbungen für den Lokaljournalistenpreis eingegangen“, sagt Jana Klameth, die Sprecherin der Jury. „Davon 309 im allgemeinen Wettbewerb und 45 Beiträge von Volontärinnen und Volontären.“ Von diesen Einsendungen sind folgende Arbeiten in die Endauswahl (Shortlist) gelangt:

  • Der Tagesspielgel – „Sie fehlen – die Toten der Pandemie“
    Die Redaktion hat mit Ausbruch der Coronapandemie ein Gedenkprojekt initiiert und den Opfern ein Gesicht gegeben. Eine Online-Seite erinnert an die Toten und erzählt ihre Geschichte.
  • Berliner Zeitung – „Der Fall Diogo“
    Unfall oder Mord durch Neonazis? Die Redaktion begibt sich auf Spurensuche. Die Geschichte einer Lüge und davon, wie sie sich in den Medien und Büchern verbreiten konnte.
  • Mannheimer Morgen – „Der Fall Löbel“
    Eine investigative Berichterstattung über die Verquickung von unternehmerischen und politischen Tätigkeiten des Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordneten.
  • Mitteldeutsche Zeitung – „Auswanderer-Serie“
    Wer verlässt Sachsen-Anhalt und warum? Auswanderer-Geschichten persönlich erzählt, hervorragend print und digital umgesetzt – und das alles mit hohem Unterhaltungswert.
  • Neue Presse Hannover – Flüchtlingsserie
    Fünf Jahre nach dem Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das“ werden ganz konkrete (Erfolgs)Geschichten von Flüchtlingen erzählt. Ein Mutmacher.
  • Heidenheimer Zeitung – Serie zum Schmerzmittel-Missbrauch im Amateursport im Landkreis Heidenheim.
    Ein wichtiges Thema, dem die Redaktion die nötige Aufmerksamkeit gewidmet hat.
  • Mittelbayerische Zeitung – „Gillamoos TV“
    Das beliebte und stark besuchte Fest wurde abgesagt – die Redaktion bietet einen virtuellen Ersatz-Jahrmarkt.
  • Badische Zeitung – „Der große Bluff“. Die Volontärin Tamara Keller hat sich auf die Spuren der „Kryptoqueen“ – einer OneCoin-Betrügerin aus Schramberg – begeben. Eine herausragende Recherchegeschichte.

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