Europawahl

Wo die EU gelebt wird

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Die Zeitung Der Nordschleswiger berichtete über den Bau des Wildschweinzauns an der deutsch-dänischen Grenze.
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Dänemark hat gerade einen Grenzzaun zum Nachbarland Deutschland errichtet. Das ist nicht etwa eine offizielle Anti-EU-Maßnahme der Abschottung, sondern dient einem tierischen Zweck: Deutsche Wildschweine können jetzt nicht mehr nach Lust und Laune nach Dänemark spazieren – aus Furcht vor der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest hat das Parlament 2018 beschlossen, den Zaun zu errichten. Was wie eine Lokalposse klingt, ist für einige Grenzgänger unpraktische Wahrheit. Zum Beispiel für Gwyn Nissen, den Chefredakteur der deutschsprachigen Tageszeitung Der Nordschleswiger. „An diesem Thema wird deutlich, wie nah die EU uns eigentlich ist und wie eine nationale Entscheidung die Nachbarschaft beeinflusst“, sagt er.

Gwyn Nissen, Chefredakteur der Zeitung Der Nordschleswiger
Gwyn Nissen ist Chefredakteur der dänischen Zeitung Der Nordschleswiger.

Die drehscheibe hat ihn bereits vor fünf Jahren (Ausgabe 4/2014) zum Thema Europawahl interviewt. Daran dass EU-Themen im Grenzgebiet um den Hauptsitz Apenrade eine sehr wichtige Rolle spielen und allzeit präsent sind, hat sich seither nichts geändert. Was jedoch das anstehende Votum über das EU-Parlament angeht, betont Nissen: „Diese Wahl ist wichtiger denn je. Die Europäische Union steckt nicht zuletzt wegen des Brexits in einer Krise. Das macht es nicht weniger notwendig, darüber ausführlich zu berichten.“ Für ihn steht fest: „Bei uns steht die gelebte EU, also die Nähe zu Deutschland, auf der Tagesordnung nicht das Berichten über trockene Themen, die den EU-Stempel bekommen. Wenn ein Gabelstaplerfahrer seinen Führerschein in Deutschland macht und damit nicht in der fünf Kilometer entfernten Firma auf dänischem Boden arbeiten kann, ist das ein Problem.“ Mitte März planten Nissen und sein Team, wie über den EU-Wahlkampf, die Kandidaten und die Stimmabgabe berichtet wird. Mit dabei war auch ein Vertreter des Informationsbüros des EU-Parlaments. Im April startete dann die Berichterstattung, unter anderem mit Interviews der lokalen EU-Kandidaten gesprochen sowie einer Übersicht über das dänische Kontingent und die Spitzenkandidaten der Parteien, erzählt der Chefredakteur.

Die Berichterstattung stelle in diesem Jahr eine besondere Herausforderung dar, sagt Nissen, denn die Europawahl drohe in den Diskussionen um die Wahl des Folketings, des Parlaments, in den Hintergrund gerückt zu werden. „Sie muss vor dem 17. Juni stattfinden. Jetzt wird bereits spekuliert, ob es der 26. Mai wird, also der Tag der Europawahl. Dann könnten die internationalen Themen in den nationalen untergehen.“

Die Zeitung im Deutschunterricht

Der Nordschleswiger macht nicht nur internationalen Lokaljournalismus, sondern sieht sich auch als Vermittler der beiden Ländern. Gerade vertritt Nissen beispielsweise die Zeitung auf einer Bildungsmesse und stellt Grenzprojekte mit Medienpartnern vor. Seit Jahrzehnten produziert der Verlag Unterrichtsmaterial für die Deutschstunden an dänischen Schulen.

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