Best Practice

Mit den Wählern konfrontiert

von

Zuerst veröffentlicht in der drehscheibe 12/2012.
Bundestagswahl 2009

Idee

Kündigung – wie ein Damoklesschwert hing dieses Wort im Herbst 2009 über den Köpfen vieler Aschaffenburger. Ein Grund dafür waren Überlegungen des ansässigen Lenkradherstellers Takata-Petri, Teile seiner Produktion nach Rumänien zu verlagern. Renate Ries, zu der Zeit Leiterin der Politikredaktion des Main-Echo (Aschaffenburg), beschloss daher, im Rahmen der Wahlberichterstattung zu den damals anstehenden Bundestagswahlen je einen Politiker der fünf im Bundestag vertretenen Parteien in einer Gesprächsrunde mit den Fragen von vier Beschäftigten und Unternehmern der Region zu konfrontieren. Welche Partei hat das beste Rezept gegen die Krise?

Vorbereitung

Insbesondere die Wahl der Arbeitnehmer habe sich als aufwendig erwiesen: Alle sollten in das Thema „Krise“ involviert und persönlich davon betroffen sein. „Außerdem wollte ich sowohl den Firmenchef als auch den einfachen Arbeiter dabei haben“, sagt Ries. „Der Kontakt zu einem Firmenchef lässt sich leicht herstellen, bei den Beschäftigten ist es schwieriger. Der Betriebsrat von Takata-Petri war behilflich und vermittelte den Kontakt zu einem Vorarbeiter. Außerdem haben wir einen Leser angesprochen, der uns durch Leserbriefe zum Thema aufgefallen war.“

Umsetzung

Wie beim Kanzler-Duell hatten die Politiker jeweils 90 Sekunden Zeit, um auf die Fragen ihres Gegenübers zu antworten. „So wollten wir gewährleisten, dass die Kandidaten auf den Punkt kommen.“ Die Fragen hatte die Redaktion nicht vorgegeben. Mit mehreren Mikrofonen dokumentierte Ries die einstündige Gesprächsrunde im Wortlaut und spiegelte sie auf einer Doppelseite im Blatt wider. „Wir konnten nicht alles drucken und haben daher die Fragen ausgewählt, die für das Gros unserer Leser am interessantesten waren“, erklärt sie ihr Vorgehen.

Reaktionen

„Politiker und Beschäftigte an einen Tisch zu holen, hat sich als gute Möglichkeit erwiesen, um aus der normalen Wahlberichterstattung auszubrechen.“ Gelobt wurde, dass eine Interviewsituation abseits vorgefertigter Antworten geschaffen wurde und die Redaktion so die Kandidaten aus dem luftleeren Raum geholt habe.

Main-Echo, Krisengeplagte
Ausschnitt des Artikels

drehscheibe-Tipp zur Bundestagswahl 2017

Die Zeitung initiiert einen digitalen Stammtisch, an dem sich Bürger und Politiker austauschen können. Jede Woche wechselt die Runde der Beteiligten und das Thema. Die Zeitung kündigt an, zu welcher „Krise“ gechattet wird. Das könnte der Wohnungsbau oder die Sicherheitspolitik, Zuwanderung oder Bildung sein. Die Direktkandidaten der verschiedenen Parteien aus dem Wahlkreis oder die Experten einer jeden Partei zu dem Thema werden in den Chat eingeladen. Leser melden sich für den Chat. Eine Woche lang wird sich moderiert von Redakteuren ausgetauscht. In der Zeitung werden die wichtigsten Statements der Politiker zu den Fragen zusammengefasst. So fördert die Zeitung den Dialog zwischen Politik und Bürgern und bekommt gleichzeitig Zitate geliefert, mit denen sie die Position der Partei zu einem Thema deutlich machen kann.

Renate Ries, Main-Echo

Renate Ries

Zeitung: Main-Echo (Aschaffenburg)
Tel.: 09352 - 50 05 30
Mail: renate.ries@main-echo.de

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