Best Practice

Wahlexperiment mit Schülern

von

Ruhr Nachrichten, Experiment mit Schülern

Zuerst erschienen in der drehscheibe 09/2009.
Oberbürgermeisterwahl Solingen 2009

Idee

Kinder als Wahlpropheten: Eine Studie der Universität Lausanne, die Gaby Kolle in die Hände fiel, zeigt, dass Kinder, wenn man ihnen Fotos von Kandidaten vorlegt, meistens den Gewinner am sympathischsten finden. Das wollte die Lokalredakteurin der Ruhr Nachrichten genauer wissen und führte an einer Schule vor Ort ein Experiment durch.

Umsetzung

Sie zeigte den Schülern Porträtfotos der Kandidaten für die nächste Oberbürgermeisterwahl. Da Kinder sich unter Politikern wenig vorstellen können, verglich sie die Kandidaten mit Kapitänen, die ein Schiff auf hoher See steuern müssen. Sie fragte die Schüler, welche Eigenschaften ein solcher Kapitän mitbringen müsse und welcher der Kandidaten auf den Fotos ihnen am geeignetsten für den Job erscheine. Nachdem die Kinder Eigenschaften aufgezählt hatten, wählten sie den Kandidaten, der auch in den Umfragen vorne lag.

Probleme

„Schwierig war es, eine Schule zu finden, die das Experiment mitmachen wollte“, sagt Kolle. „Es gab Schulen, die Angst hatten, sich bei Politikern unbeliebt zu machen und finanzielle Mittel gekürzt zu bekommen, und Eltern, die ihre Kinder nicht ‚instrumentalisieren’ lassen wollten.“ Fast drei Wochen dauerte die Suche. Für das Experiment reichte eine Schulstunde.

Fazit

Da nicht alle Eltern die Gesichter ihrer Kinder in der Zeitung sehen wollten, wählte Kolle zur Illustration des Artikels ein Foto, auf dem sie selbst vor der Tafel steht und die Klasse von hinten zu sehen ist. „Das nächste Mal würde ich alle Kinder an einem separaten Tisch wählen lassen, damit sie einander nicht beeinflussen“, sagt sie.

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Politische Strippenzieher

Neben dem Experiment mit Schülern hat Kolle zur Oberbürgermeisterwahl 2009 in Dortmund das Beziehungsgeflecht zwischen den Kandidaten nachgezeichnet.

Nachfrage zur Bundestagswahl 2017

Für die Bundestagswahl 2017 habe die Redaktion noch keine Pläne, erzählt Kolle. Prinzipiell könne sie sich vorstellen, auch in Zukunft solche Experimente durchzuführen. Dazu müsse aber eine entsprechende Studie vorliegen. „Das Wichtige dabei ist, dass es auf einer wissenschaftlichen Basis fußt“, erklärt Kolle.

Das konkrete Experiment im Rahmen der Bundestagswahl 2017 zu wiederholen, könne sich die stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion jedoch nicht vorstellen. Das Experiment eigne sich nur für eine Wahl zwischen wenigen eher unbekannten Kandidaten auf lokaler Ebene; denn die Bundeskanzlerin oder ihren Gegenpart von der SPD würden vermutlich schon Grundschüler erkennen, so würde das Experiment konterkariert.

Gaby Kolle

Gaby Kolle

Zeitung: Ruhr Nachrichten
Tel.: 0231 - 905 948 17
Mail: gaby.kolle@ruhrnachrichten.de

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