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Mehrere Feeds auf Meta

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Aus drehscheibe 10/22

Der „Feed“ gilt als Herzstück der sozialen Netzwerke, hier werden die Nutzerinnen und Nutzer mit Beiträgen und Werbung gefüttert, die ein Algorithmus zusammenstellt. Aber bei Instagram und Facebook ändert sich etwas: Sie bieten verschiedene Feeds, zwischen denen man wählen kann – was sich auch auf die Profile von Lokalzeitungen auswirken dürfte.

Das TikTok-Prinzip 

Das Prinzip, mehrere Feeds zu etablieren, hat der Meta-Konzern gewiss von TikTok übernommen, dessen Erfolg auch auf dem „Für dich“-Feed beruht. Dort bekommt man sofort nach dem Öffnen der App Videos vorgeschlagen, die zu den eigenen Interessen passen – egal, ob man überhaupt anderen Profilen auf TikTok folgt. Wer will, kann zum „Folge ich“-Feed wechseln, um zu sehen, was gefolgte Profile posten. Damit sind Follower keine relevante Kennzahl mehr, weil bei „Für dich“ – dem Haupt-Feed – empfohlene Beiträge stärker im Fokus stehen als gefolgte Kanäle.

Seit Kurzem haben auch Facebook und Instagram mehrere Feeds, die die Sichtbarkeit von Lokalzeitungen, wenn sie hauptsächlich auf Fans und Follower setzen, verringern dürfte. Denn das ist neu bei Facebook und Instagram:

„Home“ und „Feeds“ 

Die Aufteilung in „Home“ und „Feeds“ hat Facebook am 21. Juli bekannt gemacht und direkt in der App fürs Smartphone umgesetzt. Sie zeigt in der Leiste, die „Shortcuts“ heißt und sich bei Android oben und bei Apple unten befindet, neben der bisherigen „Home“-Funktion nun auch einen Button für „Feeds“ an. Und die Ähnlichkeiten zu „Für dich“ und „Folge ich“ bei TikTok sind offensichtlich, denn Facebook formuliert die Inhalte so:

„Home“ zeigt Reels, Stories und Empfehlungen, um neue und unterhaltende Inhalte zu entdecken, die zu den eigenen Interessen passen.
„Feeds“ zeigt die neusten Beiträge von Freunden, Gruppen und Seiten, mit denen man verbunden ist.

Zusätzlich werden beide Bereiche mit Werbung bestückt. Für Lokalredaktionen dürften das aus mehreren Gründen keine guten Nachrichten sein: Viele Nutzerinnen und Nutzer werden wohl nicht bemerken, dass beim Öffnen die App nicht mehr mit dem gewohntem und einzigen Feed startet, sondern auf die „Home“-Funktion mit vielen Empfehlungen umgestellt wurde. Dort dominieren mit Reels und Stories nun Video-Formate, die nicht zu den typischen Beiträgen von Lokalredaktionen gehören, weil sie deutlich aufwendiger als Texte und Bilder zu produzieren sind.

Ebenso wichtig ist es, Inhalte zu veröffentlichen, die das Potenzial haben, anderen Nutzern vorgeschlagen zu werden – also „discoverable“ sind. Nach eigener Beobachtung machen Freunde, Gruppen und Seiten meist nur 50 Prozent bei „Home“ aus, das ist wenig Platz für viele gefolgte Inhalte.

Feeds mit Reihenfolge 

Die Inhalte von Leuten, denen man folgt, sind nun in „Feeds“ zu finden – der Button mit Uhr ist bei den „Shortcuts“ auf dem undankbaren vierten Platz, also weder außen noch mittig, um intuitiv klickbar zu sein. Wer aktiv zu „Feeds“ wechselt, ist dann im Reiter „Alle“, der gemischt die Beiträge von Freunden und Gruppen anzeigt. Weitere Reiter sind nur für Favoriten, Freunde, Gruppen oder Seiten, wobei den Seiten, die auch Lokalredaktionen betreiben, nur der letzte Platz überlassen wurde, sodass das Wort kaum noch auf den Bildschirm passt. Einzig positiv: Alle Feeds sind wie früher chronologisch sortiert, sodass die neusten Beiträge oben stehen und nicht mehr beliebig sortiert werden.

Bei den Favoriten sind übrigens Beiträge von Freunden und Seiten – aber nicht von Gruppen – einsortiert, die man selbst als Favorit markiert hat. Maximal möglich sind 30 Favoriten – ob da Platz für Lokalredaktionen ist?

Ein Pfeil zu den Feeds 

Ähnlich ist es bei Instagram: Seit März gibt es mehrere Feeds, zwischen denen Nutzer wechseln können, sofern sie die Änderung wahrgenommen haben. Denn die App öffnet sich immer mit dem „Home“-Feed, der durch den Algorithmus gestaltet und zunehmend auch mit empfohlenen Inhalten bestückt wird, sodass der Platz für gefolgte Inhalte auch bei Instagram schwindet.

Wer den Feed wechseln möchte, muss den kleinen Pfeil neben dem Instagram-Logo antippen, um zwischen „Gefolgt“ und „Favoriten“ zu wählen. „Gefolgt“ entspricht der ursprünglichen Version des Feeds: Nur Beiträge von gelikten Profilen werden in chronologischer Reihenfolge und mit Werbung angezeigt. Favoriten muss man wie bei Facebook zunächst markieren, bei Instagram dürfen es immerhin 50 Stück sein, die dann auch bei „Home“ höher platziert werden.

Fazit 

Mehrere Feeds in einem Netzwerk dürften die Sichtbarkeit von Lokalzeitungen verringern, weil sich der automatisch angezeigte „Home“-Feed nicht mehr auf gefolgte Inhalte konzentriert, sondern Video-Formate und Vorschläge anhand von Interessen bevorzugt. Für Lokalredaktionen, die hauptsächlich Links und Bilder veröffentlichen, ist immer weniger Platz. Um gefolgte Inhalte zu konsumieren, müssen Nutzer aktiv zu anderen Feeds wechseln, was vermutlich nur ein kleiner Teil tun wird. Das heißt: Lokalredaktionen müssen ihre Social-Media-Aktivitäten an die verschiedenen Feeds anpassen.

Links

„Introducing Home and Feeds on Facebook” – Facebook, Juli 2022: www.t1p.de/neu-fb

„Two New Ways to Control Your Instagram Feed – Instagram, März 2022: www.t1p.de/neu-instagram

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