Internetwerkstatt

Mit KI vom Stöbern zum Sprachmodus

von Christina Quast

(Foto: AdobeStock/ Prostock-studio)
(Foto: AdobeStock/ Prostock-studio)

Immer mehr Browser werden mit KI-Funktionen ausgestattet. Das ändert die Art und Weise, wie Redaktionen Inhalte produzieren und die Menschen Informationen aufnehmen. Unsere Expertin Christina Quast hat sich das genauer angesehen.

Bei den neuen Browsern kann man KI mit einem Klick aktivieren, um Websites zusammenzufassen, per Sprache zu antworten und Aufgaben zu erledigen. Google hat im September eine Liste mit zehn KI-Funktionen veröffentlicht, die bald in den weit verbreiteten Browser Chrome integriert sind. Dann werden viele Menschen KI-gestützt im Internet unterwegs sein und Websites, auch von Zeitungen, zunehmend anders nutzen.

Deshalb empfiehlt sich für Redaktionen, jetzt schon auszuprobieren, wie sich KI-gestützt stöbern lässt, um sich auf die künftige Nutzung durch das Publikum einzustellen.

KI statt Klicks

Mit Comet von Perplexity ist bereits ein KI-Browser verfügbar – zumindest für zahlende Kunden, per Einladung oder über eine Warteliste. Comet ist technisch und optisch ein Chrome-Browser, sodass man sich nicht umgewöhnen muss. Aber es lassen sich schon viele KI-Funktionen ausführen, die Google nur angekündigt hat. Die Buttons für KI-Aktionen sind rechts neben der Eingabe-Zeile platziert und so immer direkt zu erreichen.

Um eine Website zu besuchen, tippt man wie üblich eine Webadresse oder einen Suchbegriff ein, mit dem Unterschied, dass keine lange Liste mit Links wie (noch) bei Google erscheint, sondern meist nur drei ausgewählte Links und dann ein KI-generierter Text, der umfangreicher und strukturierter ist als die schon üblichen KI-Übersichten von Google.

In zusätzlichen Tabs werden Bilder, Quellen und Arbeitsschritte der KI zum Thema angezeigt. Bereits an dieser Stelle der typischen Suche werden viele Informationen und wenige Links geliefert, sodass Nutzer künftig weniger klicken und häufiger bei den Anbietern der KI- Browser bleiben.

Suchen mit KI

Zusammenfassen, sprechen und assistieren mit KI

Hat man dennoch eine Website geöffnet, kann man verschiedene KI-Funktionen aktivieren:

  • Website zusammenfassen: Dieser Button generiert eine Inhaltsangabe für die Website, was übrigens auch für Videos möglich ist. Anschließend können per Perplexity Bot weitere Prompts eingegeben werden, beispielsweise Fragen.
  • Sprachmodus starten: Damit kann man auf das Tippen verzichten und einfach mit der geöffneten Website sprechen, zum Beispiel fragen, ob es in der drehscheibe-Internetwerkstatt auch Werkzeuge zu Themen wie Deepfakes oder Diagrammen gibt, die man dann auch per KI besprechen kann. Die beantwortet auch, was sich hinter den Menüpunkten verbirgt, ohne dass man diese einzeln anklicken muss.
  • Assistent einblenden: Der Assistent kann komplette Aufgaben bearbeiten und dazu Websites aufrufen und ausfüllen, um Informationen zu finden. Etwa das Archiv der drehscheibe-Website nach Stichworten durchsuchen oder ermitteln, welche Flüge aktuell zwischen zwei Orten unterwegs sind, indem die KI eigenständig bei „flightradar24“ sucht.

Die Arbeitsschritte des KI-Assistenten lassen sich mit einem Klick auf die laufende Aktivität in leuchtender Schrift einblenden, dann werden sie wie ein Selbstgespräch notiert und auch live angezeigt.

Tabübergreifend vergleichen mit KI

Mit KI über den Tabrand hinaus

Nicht zuletzt kann der KI-Browser auch über geöffnete Tabs hinweg arbeiten, indem man beispielsweise die Startseite von mehreren Lokalzeitungen in Tabs aufruft und dem Assistenten als Aufgabe gibt, deren Abos miteinander zu vergleichen, um das günstigste Angebot zu ermitteln. Hier findet und besucht die KI selbstständig die Seiten zum Abo und sammelt die verschiedenen Tarife, obwohl nur ein Klick auf die Startseite erfolgt ist.

Übrigens: Per Prompt kann man auch den eigenen Browserverlauf durchsuchen, ohne sich an die genaue Quelle zu erinnern, denn es genügt eine Beschreibung wie: das Video über die KI-Ministerin in Albanien oder die Liste mit den angekündigten KI-Funktionen im Chrome Browser.

Weniger Klicks, mehr Antworten

Die beschriebenen KI-Funktionen dürften dafür sorgen, dass auf Websites immer weniger geklickt und gescrollt wird, weil der KI-Browser passende Auskunft zu individuellen Anliegen gibt, sogar per Sprache. Im Prinzip bietet Comet schon heute viele KI-Funktionen, die Google auch für Chrome angekündigt hat. So dürften KI-Browser bald Standard sein und das Stöbern im Netz verändern.

Wie können KI-Tools den Redaktionsalltag noch unterstützen?
Mehr dazu in diesen Internetwerkstatt-Beiträgen:

Weiterführende Links

Comet-Browser von Perplexity
Neue AI-Features auf Chrome

Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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