Internetwerkstatt

Netzfunde sammeln und sortieren

von

Nummer 10/2014

Wie viele Websites Journalisten täglich besuchen, mag variieren, beim einen mögen es Dutzende sein, beim anderen vielleicht nur eine Handvoll. Fast jeden Tag stoßen wir auf neue Internetseiten, neue Nachrichten und Inhalte, die für unsere Arbeit von Interesse sein könnten. Seiten, die man regelmäßig besucht, hat man in seinen Lesezeichen auf dem Browser gespeichert, zum Beispiel in der Lesezeichen-Symbolleiste. Aber wie hält man es mit den Zufallsfunden – setzt man die einfach an die lange Liste der schon vorhandenen Fundstücke aus dem Netz? Das wird schnell unübersichtlich. Freilich bieten alle gängigen Browser Möglichkeiten, diese Seiten zu sortieren. Übersichtlicher wird es damit aber auch nicht, und wenn man schnell mal etwas finden möchte, findet man es nicht immer sofort – wenn überhaupt.

Die eigene Lesezeichensammlung

Abhilfe können hier sogenannte Bookmark-Dienste schaffen. Ein Angebot, das der Autor ausgiebig seit einigen Jahren nutzt, heißt Diigo. Unter www.medien-journalismus.de sammele ich öffentlich nutzbar meine Fundstücke zur täglichen Medienberichterstattung. Derzeit finden Sie dort rund 38.000 Links zu diesem Thema, chronologisch geordnet und mit knapp 200 Schlagworten sortiert. Binnen weniger Minuten können Sie Ihre eigene Lesezeichensammlung einrichten und die Vorteile kennenlernen. Einfach registrieren und das für alle Browser empfohlene Diigolet (www.diigo.com/tools) nutzen – schon kann es losgehen. Allerdings sollte man sich vorher darüber im Klaren sein, was man mit dieser Sammlung überhaupt bezweckt. Wenn Sie künftig Lesezeichen sinnvoll einordnen wollen, sollten Sie sich als Erstes überlegen, welches Ziel Sie damit verfolgen. Stellen wir uns vor, Sie sind als Redakteur oder freier Mitarbeiter für eine Lokalzeitung tätig. Im Netz gibt es täglich neue Informationen über Akteure, die für Ihre Arbeit eine Rolle spielen. Web-Inhalte zu diesen Personen verschlagworten Sie unter deren Namen. Ein Schlagwort ist in wenigen Sekunden angelegt; wenn es dann bei einem späteren Fund wieder angewendet werden soll, braucht man nur die Anfangsbuchstaben eintippen und schon erscheint der bereits angelegte Begriff vollständig. Natürlich bietet es sich auch an, beispielsweise bei einer Person, auch separat noch ein weiteres Schlagwort etwa mit der Parteizugehörigkeit oder der dazugehörigen Institution anzulegen. So können Sie, wenn einige Lesezeichen vorhanden sind, schnell auswählen und sich beispielsweise alle Treffer zu Partei XY anzeigen lassen.

Wie funktioniert Bookmarking?

Schlagwörter können jederzeit neu erstellt, geändert oder gelöscht werden. Damit niemand Ihnen in die Karten schauen kann, können Sie Ihre Fundstücke auch nur für den privaten Gebrauch einsehbar machen; das bietet sich etwa an, wenn Sie eigene Recherchewege im Netz oder die Berichterstattung von Konkurrenzmedien dokumentieren. Jedes Fundstück sollte einheitlich formatiert werden, in der Chronik der Lesezeichen erscheinen diese dann übersichtlicher. Beispielsweise wird erst der Urheber, die Quelle, erwähnt und dann die jeweilige Überschrift. Die Überschriften kann man gegebenenfalls noch anpassen, damit sie später leichter auffindbar sind. Die einheitliche Formatierung erleichtert das Suchen. Das hört sich nach viel Zeitaufwand an, doch nach kurzer Zeit stellt sich Routine ein, und für das Verarbeiten eines einzelnen Fundstücks werden nur noch maximal 30 Sekunden benötigt. Indes wird man bei der Suche nach Lesezeichen für diese Mühe immer wieder belohnt.

Vor- und Nachteile

Ein Nachteil bei der kostenlosen Version von Diigo ist es, dass Links, die nicht mehr funktionieren oder existieren, in der Regel verloren sind. Das ließe sich wiederum mit einer Bezahlversion (40 US-Dollar) beheben. Dem Autoren hat bislang die kostenlose Version gute Dienste geleistet, und der Link-Schwund hält sich in Grenzen. Großer Vorteil des Diigo-Angebots, aber auch anderer Anbieter: Die Lesezeichen können auf allen gängigen Geräten online abgerufen werden. Auch gemeinschaftliches Sammeln von Lesezeichen ist möglich, hierfür ist es jedoch erforderlich, sich gut aufeinander abzustimmen, was etwa die einheitliche Vergabe von Schlagworten betrifft. Ein empfehlenswerter deutschsprachiger Anbieter ist Keeeb.com, hier können auch kostenlos ganze Seiten abgespeichert werden.

Thomas Mrazek

Thomas Mrazek

... arbeitet als freier Journalist, Dozent und Berater in München.

Mail: kontakt@thomas-mrazek.de
Web: Netzjournalist.twoday.net

Veröffentlicht am

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Kommentieren

Bei den mit Sternchen (*) markierten Feldern handelt es sich um Pflichtfelder.