Internetwerkstatt

Notizen intelligent organisieren

von Christina Quast

Für Redaktionen zählen Notizbücher, egal, ob analog oder digital, zur Grundausstattung, denn sie helfen, Informationen zu sammeln. Die nächste Stufe aber ist NotebookLM, ein KI-gestütztes Recherchewerkzeug von Google, mit dem man digitale Notizen befragen und zu neuen Materialien verarbeiten kann – beispielsweise ein podcast-ähnliches Gespräch. Die zahlreichen Funktionen sind kostenlos und eignen sich für Recherchen in umfangreichen Quellen, sodass NotebookLM ein relevantes Tool für Redaktionen ist.

Nach dem Einloggen mit einem Google-Konto wirkt es wie ein weiteres Werkzeug, das Notizen organisiert. Diese lädt man zunächst hoch. Erst dann kommt KI ins Spiel, um die gesammelten Informationen auf verschiedenen Wegen auszuwerten. Als Grundlage dienen nur die gespeicherten Quellen statt undurchschaubare Trainingsdaten von KI-Modellen. Das bedeutet, man muss die Notizbücher zuerst mit Quellen ausstatten, um die KI-Funktionen in NoteboteLM nutzen zu können. Denn jedes Notizbuch umfasst drei Bereiche: Quellen, Chat und Studio.

Die Quellen: transkribieren und zusammenfassen

Als Quellen kann man derzeit PDF-, Text- und Audio-Dateien, Links, Youtube-Videos sowie Dokumente und Präsentationen von Google verwenden – und zwar bis zu 50 Stück pro Notizbuch. Obwohl noch nicht alle Datei-Typen unterstützt werden, lohnt sich das Speichern von Notizen: Videos und Audios werden automatisch transkribiert, weil die KI jede hochgeladene Quellen zusammenfasst und die wichtigsten Themen auflistet. Für die weitere Recherche im Chat und Studio kann man einzelne Quellen auch deaktivieren, ohne sie zu löschen. Übrigens gibt Google an, die Quellen nicht als Trainingsdaten für die KI zu verwenden.

Der Chat: fragen statt suchen

Nun kann man im KI-basierten Chat die gesammelten Quellen befragen und analysieren – und zwar mit dem neusten Gemini-Modell von Google, das in NotebookLM überzeugt, weil es nur mit den Quellen in Notizbuch arbeitet und die generierten Antworten mit genauen Zitaten belegt und die Fundstelle verlinkt. So lassen sich die KI-Ergebnisse sehr leicht prüfen, zumal Gemini in NotebookLM recht wenig Fehler macht.

Zum Beispiel kann man die Koalitionsverträge der letzten und aktuellen Regierung speichern, um Themen wie Rente, Bürokratie oder Windenergie zu vergleichen. Der Chat antwortet in Sekunden mit Verweisen in die über 100 Seiten langen Dokumente – eine Arbeit, die in Redaktionen sonst Stunden dauert. Und noch ein Hinweis: Die Chats werden – anders als bei Gemini – nicht im Notizbuch gespeichert. Wer die KI-Ergebnisse sichern möchte, kann die Antworten kopieren oder „in Notiz speichern“.

Das Studio: vom Text zum Ton

Dieser Button führt in den Studio-Bereich, dort kann man aus den Quellen neue Materialien generieren, zum Beispiel erstellt NotebookLM ein Briefing und FAQ oder auch eine Mindmap und Zeitachse. Am beeindruckensten ist die Audio-Zusammenfassung, in der zwei KI-Stimmen ein Gespräch über das Thema führen, und zwar sehr menschenähnlich mit „äh“ und „öhm“ oder sich ab und zu ins Wort fallen. So kann man das Grundgesetz und die Geschäftsordnung des Bundestag als Quelle nutzen, um in einer kompakten Audio-Zusammenfassung zu erfahren, wie ein Bundeskanzler gewählt wird. Dafür kann man noch eine konkrete Anweisung geben, zum Beispiel was passiert, wenn es im ersten Wahlgang keine Mehrheit gibt.

Auch die Sprache lässt sich in den Einstellungen von NotebookLM wählen und die Audio-Zusammenfassung herunterladen, um sie als Audio-Datei zu bearbeiten, denn das ist in NotebookLM noch nicht möglich. Hingegen testet Google schon eine Funktion, mit der man sich direkt in das Gespräch der KI -Stimmen einmischen und Fragen stellen kann, auf die direkt eingegangen wird.

KI-Tool, das Redaktionen hilft

Die KI-gestützte Recherche mit NotebookLM ist für Redaktionen ein sinnvolles Werkzeug, weil nur ausgewählte Quellen verwendet werden und die Antworten der KI nachvollziehbar belegt werden. So kann man umfangreiches Material in überschaubarer Zeit auswerten und sich dazu nützliche Materialien generieren lassen, weshalb NotebookLM bei der Recherche eine echte Hilfe ist. Zudem wird der KI-Assistent ständig mit neuen Funktionen ausgestattet und ist nun auch als App auf dem Smartphone verfügbar.

Link

Zum Tool NotebookLM

Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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