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Podcasts anfeuern mit Campfire FM

von Christina Quast

Podcasts spielen auch im Lokaljournalismus eine immer größere Rolle (Foto: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS).
Podcasts spielen auch im Lokaljournalismus eine immer größere Rolle (Foto: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS).

Eine Community für den eigenen Podcast ins Leben rufen? Mit Campfire FM kein Problem.

Einen Distributions- in einen Kommunikationsapparat verwandeln – das ist die fast 100 Jahre alte Radiotheorie von Bertolt Brecht, die auch auf ein neues soziales Netzwerk passt: „Campfire FM“. Es handelt sich um eine Social-Audio-App, die sich Podcasts widmet.

Das Podcast-Format soll interaktiver werden, indem man einer Gruppe zu einem Podcast beitreten und Kommentare zur abgespielten Folge veröffentlichen kann. Ein spannendes Tool für Lokalredaktionen. Wir stellen es hier vor.

So nutzt man Campfire FM

Derzeit sind nur wenige, aber sehr beliebte Podcasts bei Campfire FM vertreten, wie „Apokalypse und Filterkaffee“ mit Micky Beisenherz, „Einfach mal luppen“ mit Toni Kroos oder „Der Sophie Passmann Podcast“.

Außerdem gibt es Podcasts von weniger bekannten Leuten wie „Geschichten aus der Geschichte“ der Historiker Daniel Meßner und Richard Hemmer und „Wahre Verbrechen“ von einer Person, die sich schlicht „Alex“ nennt.

Auf der Website kann man eigene Podcasts in eine Warteliste für Campfire FM eintragen. Denn die App ist erst im Mai 2025 mit bekannten Namen veröffentlicht worden, zum Beispiel mit Sascha Lobo als Gründer und Klaas Heufer-Umlauf als Geldgeber.

Als Nutzer muss man sich mit einer Handynummer registrieren, anschließend kann man ein Profil mit Name, Bild und Biografie anlegen. Beim Start erscheint die Liste der verfügbaren Podcasts, deren Gruppe man beitreten kann.

Dazu muss man die individuellen Community-Richtlinien bestätigen, um anschließend zum interaktiven Herzstück von Campfire FM zu gelangen: Für jede Podcast-Community gibt es eine Timeline wie in sozialen Netzwerken und eine Liste der Folgen wie in Podcast-Apps.

Start, Timeline und Kommentare auf Campfire FM
Start, Timeline und Kommentare auf Campfire FM

Kommentarspalte mit Zeitstempeln

Den Rückkanal, an den schon Brecht dachte, findet man in der Liste der Folgen: Beim Abspielen öffnet sich zur ausgewählten Folge eine Kommentarspalte mit Beiträgen der Podcast-Hosts und Kommentaren des Publikums, die durch Zeitcodes verknüpft und angeordnet sind.

Standardmäßig ist das automatisch Scrollen eingeschaltet, sodass immer die Beiträge und Kommentare zum laufenden Abschnitt angezeigt werden. Längere Kommentare sind nach ein paar Zeilen abgeschnitten und müssen leider einzeln angeklickt werden, statt automatisch auszuklappen, wenn der Zeitstempel erreicht ist.

Mit dem Sprechblasen-Button kann man an der aktuellen Stelle einen eigenen Kommentar schreiben, der für alle in der Podcast-Community lesbar ist. So kann das Publikum synchron zu den Podcast-Folgen diskutieren. Das Medium und die Kommentare sind enger verknüpft als in anderen Apps, die Kommentare unter einer Folge sammeln oder als in sozialen Netzwerken, wo meist aufgrund von Überschriften kommentiert wird, ohne den Beitrag konsumiert zu haben.

Nachteil von Campfire FM

Ein Nachteil könnte sein, dass Campfire FM das Podcasthören an das Smartphone bindet, obwohl es ein bildschirmfreies Format ist. Zumal es nur als App verfügbar ist, eine browserbasierte Version gibt es bisher nicht.

Vorteile von Campfire FM: Highlights statt Shownotes

Die Podcasts-Hosts können Beiträge – Highlights genannt – platzieren, die auch Bilder oder Links enthalten und aus Campfire FM heraus geteilt werden können. Das gilt auch für die besten Zitate einer Folge, die mit KI ermittelt und transkribiert werden.

Das ist ein klarer Vorteil zu den traditionellen Shownotes, die selten chronologisch und mit Zeitcodes sind, sodass das Publikum nach erwähnten Links oder Material suchen muss.

Konsole zum Spulen und Anfeuern

Die Timeline zeigt die beliebtesten Kommentare zu allen Folgen, die wie in anderen sozialen Netzwerken nicht nach Aktualität, sondern Interaktion sortiert sind. Denn Kommentare können beantwortet oder „angefeuert“ werden, der Like-Button bei Campfire FM zeigt nämlich eine Flamme.

Am linken Rand des Bildschirms gibt es einen Fortschrittsbalken für die laufende Folge, auf dem Kommentare und Beiträge als Punkte markiert sind, damit man die Stellen ansteuern kann. Unten findet sich noch eine Konsole mit den Buttons für Play/Pause und zum Kommentieren und Anfeuern, wer nach oben wischt, kann auch vor- und zurückspulen oder die Abspielgeschwindigkeit einstellen.

Aber noch ist für Nutzer nicht bequem zu erkennen, welche Folgen abgespielt, gestartet oder ungespielt sind, um weiterzuhören.

Basis für Social Audio

Campfire FM ist teils soziales Netzwerk und teils Podcast-App mit den grundlegenden Funktionen aus beiden Welten. Neu ist die Verknüpfung mit zeitcodierten Kommentaren und ergänzenden Beiträgen, um den Austausch zwischen Hosts und Hörern zu verbessern und eine aktive Community rund um Podcasts zu bilden.

Dieser Ansatz dürfte auch für Redaktionen interessant sein, auch wenn Campfire FM zunächst noch detaillierte Funktionen und ein breites Angebot an Podcasts fehlen.

Externer Link

Zum Tool Campfire

 

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Auf Campfire verfügbare Podcasts

  • „Apokalypse und Filterkaffee“ mit Micky Beisenherz
  • „Einfach mal luppen“ mit Toni Kroos
  • „Der Sophie Passmann Podcast“
  • „Geschichten aus der Geschichte“
  • „Wahre Verbrechen“

Dieser Beitrag erschien zuerst in der drehscheibe-Ausgabe 9/2025

Christina Quast

Christina Quast

berichtet als freie Journalistin über digitale Tools und Themen und ist seit Mitte 2018 für den Blog „Journalisten Tools“ verantwortlich. Für Journalisten gibt sie auch Seminare und organisiert Barcamps.

E-Mail: quast@journalisten-tools.de
Internet: journalisten-tools.de

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