Der Schläger in der Nachbarschaft
von Josephine Macfoy

Manchen Gegenden haftet ihre Vergangenheit lange an. Beim Blick auf die politische Gewalt in Südbrandenburg drängte sich der Redaktion der Märkischen Allgemeinen Zeitung die Frage auf, was sich seit den 90er-Jahren verändert hat.
Idee
Heinrich Jakunin, Volontär der MAZ, fiel 2024 auf, dass die Anzahl rechtsmotivierter Gewalttaten im Süden Brandenburgs besorgniserregend gestiegen war – wie schon einmal. In der Wende- und Nachwendezeit galten Königs Wusterhausen und der Landkreis Dahme-Spreewald als rechtsextreme Hochburgen. Kommen diese Zeiten wieder? Dem ging der Volontär gemeinsam mit Politikredakteur Ekkehard Freytag nach.
Recherche
„Unser damaliger Volontär erhielt aus der Redaktion die Kontakte der Ansprechpartner, mit denen er sprach, um ein umfassendes Bild der aktuellen Lage mit Bezug auf die Vergangenheit zu erstellen“, erinnert sich Freytag. Über die Entwicklung des Rechtsextremismus in der Region äußerten sich der Geschäftsführer eines Jugendrings, ein Beratungsteam für Initiativen und ein Integrationshelfer, der selbst einmal Redakteur der MAZ war. Die Statements wurden so arrangiert, dass der Beitrag chronologisch unterschiedliche Etappen wiedergibt, in denen die rechtsextreme Szene erstarkte und wieder verdrängt wurde. Dabei wurde deutlich, wie die Gesellschaft mit dem Problem umging. Redakteur Freytag ergänzte diese Bestandaufnahme mit den aktuellen Daten über rechtsextreme Gewalt. Zudem band er einen Experten ein, der Kriterien nannte, um Rechtsextremismus zu erkennen. Am Ende des Beitrages beantworteten die Autoren die Ausgangsfrage: Hat sich seit den 90er-Jahren etwas verändert?
Fazit
„Nicht erst seit dem Erstarken der AfD befassen wir uns regelmäßig mit solchen Themen“, hält Freytag fest. Der Gewaltanstieg habe einen aktuellen Anlass gegeben, um Hintergründe der Entwicklung zu beleuchten.
Rechtsextremismus im Redktionsalltag der MAZ
„Wir haben einen Themenreporter Polizei und einen Themenreporter Politik. Zudem verfügen die Live-Reporter über beste Kontakte in die Leserschaft“, berichtet Freytag. Immer wieder melden sich Menschen aus der Region und machen auf Vorfälle aufmerksam. Auch polizeiliche Erhebungen rund um Rechtsextremismus beobachtet die Redaktion. Das Interesse der Leserinnen und Leser ist besonders vor Wahlen hoch. „Dem kommen wir über Porträts, aber auch im Zuge von Hintergrundberichterstattung nach, bei der wir unsere über Jahre gewachsenen Einblicke nutzen können – wie beim Ausgangsbeitrag“, beschreibt Freytag das Vorgehen.
drehscheibe-Tipp
Ganz unterschiedliche Menschen erzählen anonym, wie sie Rechtsextremismus in der Region wahrnehmen. Wie bewerten sie die Lage aktuell? Bemerken sie demokratiefeindliche Positionen im Alltag? Wie blicken sie persönlich auf die sogenannten Baseballschlägerjahre zurück? Die Statements werden zu einem Stimmungsbild und einer Reihe für Social Media.
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