Vom Hassredner zum Aufklärer
von Nina Sabo
Welche Beweggründe treiben junge Menschen in extremistische Szenen? Und wie findet man einen Ausweg? Diese Fragen beleuchtet ein Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Er porträtiert einen ehemaligen Rechtsextremisten, der heute als Bildungsreferent über die rechtsextreme Szene aufklärt.
Idee
Felix Heipke, Redakteur der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen, war nicht gezielt auf der Suche nach diesem Thema, sondern ist eher spontan darauf gestoßen. „Da ich als freier Journalist zurzeit im Raum Göttingen tätig bin und durch mein Studium der Politikwissenschaft ein grundlegendes Interesse an politischen Themen habe, bot sich dieser Artikel für eine Berichterstattung an“, erzählt er. „Dabei hielt ich er es für spannend, anhand eines Protagonisten über mögliche Radikalisierungspunkte und Gefahren durch den Extremismus zu berichten.“
Recherche
Auf den heutigen Bildungsreferenten und seinen Vortrag wurde Heipke über ein Plakat in der Innenstadt aufmerksam. „Im Anschluss informierte ich mich sowohl über den Veranstalter als auch über den Referenten Christian E. Weißgerber und stieß dabei im Internet auf eine Vielzahl ähnlicher Vorträge von ihm.“ Weil das Thema sein Interesse weckte, nahm er über den Veranstalter Kontakt zu Weißgerber aufgenommen.
Umsetzung
Nach der Kontaktaufnahme vereinbarte er ein Vorgespräch mit ihm. Dabei informierte er sich über seinen Werdegang, die Radikalisierung und sein Buch. „Im Gespräch ging es vor allem um die Herausforderungen durch den heutigen anwachsenden Extremismus und um Weißgerbers Lebensgeschichte“, sagt Heipke. Anschließend besuchte er den Vortrag persönlich, machte Notizen und blieb auch noch zur drauffolgenden Fragestunde.
Herausforderungen
Da der Vortrag rund drei Stunden dauerte, bestand die Herausforderung zunächst darin, alle wesentlichem Punkte zu notieren und anschließend zu selektieren, um sie angemessen im Text einzuordnen, sagt Heipke. „Im Nachgang habe ich meine Notizen noch einmal gründlich recherchiert und überprüft“, sagt er. „Dabei galt es die Aussagen kritisch zu überprüfen und die Objektivität zu wahren und neben der Lebensgeschichte des Referenten auch das übergeordnete Thema des Rechtsextremismus im Blick zu behalten.“
Tipps für Kolleginnen und Kollegen im Lokalen
Bei dem Thema Extremismus sollte man nach Heipkes Meinung mit besonderer Vorsicht vorgehen. „Es ist unerlässlich, eine noch kritischere Fakten- und Quellenprüfung als im journalistischen Alltag durchzuführen“, betont er. Ebenso wichtig ist für ihn eine klare Differenzierung: „Bei mir im Text etwa, wenn es darum geht, zwischen Rechtsextremisten und durch Enttäuschung und Frustration geprägten Menschen zu unterscheiden. Vor allem Aussteigerberichte können hilfreich sein, um die Materie besser zu verstehen und persönliche Einblicke zu bekommen. Dennoch müssen auch diese sorgfältig geprüft werden.“ Gerade in sozialen Medien müsse man möglicherweise mit Anfeindungen rechnen und sollte sich darauf einstellen. Schließlich empfiehlt es sich für Heipke, Vorträge und Veranstaltungen selbst zu besuchen, um die Atmosphäre authentisch einzufangen.
drehscheibe-Tipp
Welche Angebote gibt es für Menschen, die aus einer extremistischen Szene aussteigen wollen, in der Region? Wohin können sie sich wenden? Ein Infobeitrag.
Aus der bpb: In einer Dokumentation erzählen Aussteiger, wie sie Extremisten wurden und schließlich den Weg aus der Ideologie fanden. Hier geht's zum Film.
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