Musterkonzept

Vorwahlen

von

Wahlzettel
(c) Fotolia - Deminos

Für Jugendliche in Deutschland gibt es seit dem Jahr 1996 die U18-Wahl. Neun Tage vor der „echten“ Wahl, werden alle unter 18-jährigen an die Wahlurne gebeten. Politische Bildung steht im Mittelpunkt des Projektes, das durch viele Ehrenamtliche auf die Beine gestellt wird.

Neben den Menschen in Deutschland, die zu jung sind, um an Bundestagswahlen teilzunehmen, sind auch alle Einwohner ohne deutschen Pass nicht wahlberechtigt. Sie machen ungefähr 9 Prozent (Angabe Mediendiest Integration) der Bevölkerung aus und sind genauso betroffen von dem Ausgang der Wahl wie die Wahlberechtigten.

Idee

Die Zeitung führt ähnlich der U18-Wahl ebenfalls eine Wahl mit Nicht-Wahlberechtigten der Region durch. Allerdings mit denen, die aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit von der Wahl ausgeschlossen sind.

Umsetzung

Über die Webseite der U18-Wahl lassen sich Informationen finden, wie sich eine solche inoffizielle Wahl organisieren lässt. In der Vorbereitung muss für die Aktion geworben werden, ein Wahllokal festgelegt, Wahlurne und Wahlscheine sowie Kugelschreiber vorbereitet werden.

Die Vorbereitung einer solchen Wahl kostet viel Zeit. Die Zeitung könnte sich Partner suchen, die den organisatorischen Teil übernehmen und sich ganz auf die Kommunikation konzentrieren. Dabei gilt es in verschiedenen Formaten auf die Vorwahl aufmerksam zu machen, den Meinungsbildungsprozess zu begleiten und im Nachhinein die Ergebnisse auszuwerten. Dazu gehört es auch, dass Redakteure vor Ort sind und selbstorganisierte Gruppen, Szenetreffs und Initiativen besuchen.

Dreh

Wie laut ist eigentlich die Stimme derer, die in Deutschland leben, aber kein Stimmrecht haben? Die Zeitung macht es sich zur Aufgabe genau zuzuhören, was Menschen in der Region ohne deutsche Staatsangehörigkeit zur aktuellen Politik zu sagen hat.

Veröffentlichungsweisen

Blatt

Redakteure informieren in der Zeitung über die Aktion, ihre Hintergründe und ihre Ziele. Das Editorial bietet sich für eine Stellungnahme des Chefredakteurs dazu an. Im Folgenden könnten Vertreter von Migrantenorganisationen und Initiativen zu Wort kommen. Beiträge geschrieben von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit geben Einblicke in deren Sichtweise auf die aktuelle Politik. Wie ist ihr Verhältnis zur Regierung, die sie selbst nicht mitbestimmen konnten? Was würden sie gerne verändern?

Viele der Leser sind wahlberechtigt. Deswegen geht es in der gedruckten Ausgabe darum, Helfer zu finden und für die Situation der Nichtwahlberechtigten zu sensibilisieren.

Im Anschluss an die Vorwahl werden die Ergebnisse ausgewertet. Wie unterscheiden sich die Ergebnisse von den Prognosen für die Wahl? Was sind die Gründe dafür? Mit einzelnen Wählern der Vorwahl werden Interviews geführt, in denen es darum geht, warum sie an der Wahl teilgenommen haben.

Online

Woher kommen die Menschen in der Region, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben? Welche Sprache sprechen sie? Es bietet sich an, die Artikel über die Vorwahlen in einige der Sprachen übersetzen zu lassen, die am häufigsten in der Region vorkommen.

Die Beiträge aus der Zeitung, die von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit geschrieben wurden, werden von den Autoren für ein Video jeweils auf Deutsch und auf ihrer Muttersprache eingesprochen. Alternativ können daraus auch Podcasts entstehen.

Nach der Wahl entstehen interaktive Karten, in denen sich die Ergebnisse filtern lassen. So können interessierte Leser zum Beispiel herausfinden, zu welcher Partei türkischstämmige Mitbürger tendieren, ob es Unterschiede zwischen Menschen aus dem europäischen Ausland und aus Drittstaaten gibt und wie viel Einfluss die Asyl- und Integrationspolitik der Parteien auf das Wahlergebnis hat.

Social Media

Welchen Kanal bevorzugen Menschen in Deutschland mit Migrationshintergrund? Dieser Kanal sollte genutzt werden, um Wähler für die Vorwahlen zu motivieren. In verschiedenen Sprachen wird dort die Aufforderung zu wählen publiziert und auf die anderen Beiträge der Zeitung verlinkt.

Gibt es darüber hinaus Gruppen bei Facebook, in denen sich Menschen türkischer oder syrischer oder russischer Herkunft austauschen. Wenn der Kontakt zu einer der Personen hergestellt werden kann, verbreiten sich Nachrichten darüber besonders effektiv.

Neben der direkten Wähleransprache für die Vorwahlen wird auf den Social Media Kanälen auch die Aktion an sich begleitet. Wenn Redakteure Migrantenorganisationen oder Treffpunkte von Menschen mit Migrationshintergrund besuchen, um auf die Vorwahlen aufmerksam zu machen, berichten sie von da aus auf Snapchat, Twitter und Instagram. Facebook Live kann für eine Zusammenfassung von so einem Ausflug genutzt werden.

Hilfe

Wie so häufig ist es sinnvoll zu schauen, wie andere etwas Vergleichbares durchgeführt haben. Deswegen hier ein paar Beispiele:

In Kiel wurde mit der Kampagne „Jede Stimme zählt“ eine solche Wahl durchgeführt. Veranstalter waren hier der Flüchtlingsrat und weitere Migrantenorganisationen, die auch mögliche Ansprechpartner für die Vorwahl der Zeitung sein könnten.

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachen-Anhalt hat zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt Probewahlen für Menschen mit Migrationshintergrund und ohne deutsche Staatsangehörigkeit durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich hier finden.

Auch die Landeszentralen für politische Bildung können als Partner angesprochen werden. Ebenfalls hilfreich können Initiativen sein, die sich für ein Wahlrecht von Menschen ohne deutschen Pass einsetzen. Auch Vereine, die Flüchtlingen kurz nach ihrer Ankunft helfen, oder Sprachschulen könnten bei der Umsetzung der Idee helfen wollen.

Teaserbild (c) Fotolia - Coloures-pic

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Die Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) beteiligt sich am Kinder- und Jugendwahlprojekt U18. Dabei bietet die Zeitung eigene Wahllokale und ein Planspiel mit Jugendlichen an.

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