Von Mossul nach Bad Mergentheim – Wie Flüchtlinge im Lokalteil ankommen

02.05.2018–04.05.2018

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Editorial

Rund eine Million Menschen sind 2015 nach Deutschland geflohen. Hunderttausende von ihnen wurden als Flüchtlinge anerkannt. Erst ging es um Essen und Kleidung, jetzt geht es um das tatsächliche Ankommen in der Gesellschaft. Die Lokalzeitungen sind in dieser kritischen Annäherung in besonderem Maße gefordert. Die schwierige Aufgabe der Integration stellt die Gesellschaft und damit auch die Medien vor ein Spannungsfeld von Fragen: Wie verändern sich die Zuwanderer durch Deutschland? Wie verändert sich das Land durch die Menschen aus Syrien, Eritrea, dem Iran und dem Sudan? Wie kann mit den verschiedenen Sprachen, Kulturen und Geschichten ein gesellschaftliches Wir entstehen und wo werden aus falsch verstandener Toleranz westliche Werte verwässert?

„Jede Migration schafft Konflikte“, schrieb Hans Magnus Enzensberger 1992 in seinem Essay „Die große Wanderung“, „Gruppenegoismus und Fremdenhass sind anthropologische Konstanten“. Das Konfliktpotenzial ist im Lokalen greifbar, es muss analysiert, dargelegt und auf breiter Basis diskutiert werden. Die Redaktionskonferenz holt Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Geflüchtete und Ehrenamtliche aufs Podium, um auszuloten, wie es im Mai 2018 um das neue Wir bestellt ist, wo es gelingt und wo es scheitert. Denn Konflikte entstehen, wenn geduldete Afghanen keinen Zugang zum Ausbildungsmarkt bekommen und jahrelang für 120 Euro im Monat in Gemeinschaftsunterkünften sitzen.

Wenn Grundschulklassen zu 80 Prozent aus Kindern mit Migrationshintergrund bestehen. Wenn Ausländerbehörden ihren Ermessensspielraum nicht nutzen, um eine Familie zusammenzuführen. Wenn eine Kleinstadt mit billigem Wohnraum in einem Jahr 1000 neue Einwohner mit syrischen Wurzeln bekommt. Wenn sich deutsche Frauen vor Belästigung und Übergriffen fürchten.

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck sagte einmal: „Wir brauchen mehr Begegnungen in den Debattenbereichen, an diesen Reibungsflächen zwischen den alten und den neuen Deutschen.“ Der Lokalteil ist genau der richtige Ort, um diese Reibungsflächen darzustellen. Im Seminar erarbeiten wir dafür das nötige Rüstzeug – vom Leitfaden durch den Bürokratiedschungel der Asylpolitik, über Konzepte für die Berichterstattung zur Diskussion über die Haltung jedes einzelnen Journalisten in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen. Nach dem Seminar haben die Teilnehmenden einen trennscharfen Blick auf die aktuellen Probleme und Herausforderungen der Asylpolitik in Deutschland, fertige Konzepte für Geschichten und Serien und ein Wörterbuch zur Unterscheidung der wichtigsten Begriffe in der Tasche und können damit das Thema Asyl und Integration im Redaktionsalltag neu angehen, lesernah, spannend und multimedial aufbereiten.

Christina Knorz
Berthold L. Flöper

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Arbeitsgruppen

AG I
Daten, Fakten, Migration

Wo bitte gibt es verlässliche Informationen zu Flüchtlingen
und Einwanderung? Flüchtling, Asylbewerber oder nur „geduldet“ – die Begriffe verschwimmen. Die Fakten auch. Es wird eine Schneise durch das Informationsdickicht geschlagen – von Ausländerbehörde über BAMF bis zur Bundespolizei – und Handwerkszeug erarbeitet, um den Gerüchtesumpf trocken zu legen. Die Arbeitsgruppe erstellt einen alltagstauglichen Rechercheleitfaden, der die Arbeit an Migrationsthemen erleichtert.

AG II
Haltung zeigen im Gegenwind

Wie behalten wir das Vertrauen unserer Leser? In vielen Redaktionen wurde die Flüchtlingskrise zur Pressekrise. Wie reagieren wir auf Hasskommentare in sozialen Medien, wie auf das Vorurteil Lügenpresse? Welche Vorwürfe müssen Journalisten ernst nehmen? Wie schaffen sie mehr Transparenz, was ihre Arbeit angeht? Wir geben Antworten und entwickeln Handlungsstrategien, damit wir nahe bei unseren Leserinnen  und Lesern bleiben.

AG III
Willkommenskultur, Realitätskater und jetzt ...
Wie Lokalzeitungen Integration begleiten, ohne ihre Neutralität zu verlieren

Die Arbeitsgruppe entwickelt einen Themenkatalog, Formate für den Redaktionsalltag und diskutiert darüber, wie sich die Lokalzeitung mit Aktionen jenseits der Redaktionsräume in den gesellschaftspolitischen Dialog einbringen kann. Wie können Journalistinnen und Journalisten als Moderatoren von Begegnung zwischen den alten und den neuen Deutschen auftreten? Wie schaffen wir es, Mauern in den Köpfen zu überwinden und trotzdem ausgewogen zu berichten? Wir zeigen an Beispielen, welche Fallen Lokaljournalisten kennen sollten, wenn sie über Migration und Integration schreiben.

Veranstalter
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Fachbereich Multimedia/journalistenprogramm und deren Projektteam Lokaljournalisten (PLJ)

Seminarleitung
Christina Knorz, Nordbayerischer Kurier, Bayreuth

Arbeitsgruppenleitung

Sylvia Binner, General-Anzeiger, Bonn
Andreas Helfer, Rhein-Sieg-Anzeiger/Rhein-Sieg Rundschau, Siegburg
Gerhard Königer, Schwäbische Post, Aalen

Dokumentation
Liane von Droste, freie Journalistin, Glienicke/Berlin

Zielgruppe
Das Seminar richtet sich vor allem an Lokalredakteurinnen und Lokalredakteure sowie feste freie Journalistinnen und Journalisten von Tageszeitungen.

Konzept
Dieses Seminar der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ist als Redaktionskonferenz konzipiert. Die Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten hören Vorträge, diskutieren mit Experten und bringen eigene Erfahrungen aus der Tageszeitung ein. In den Arbeitsgruppen erarbeiten sie praxisnahe Konzepte. Die Redaktionskonferenzen sind ein wichtiger Bestandteil des Lokaljournalistenprogramms der bpb.

Kosten
Die Seminargebühr beträgt im Normalpreis 150 Euro und für drehscheibe-Abonnenten 110 Euro. Sie ist am Anreisetag zu bezahlen. Die Verpflegungs- und Übernachtungskosten übernimmt der Veranstalter. Fahrtkosten werden nicht erstattet.

Tagungsstätte
Akademie für Politische Bildung
Buchensee 1
82327 Tutzing
Tel +49 (0)8158 256-0
Fax +49 (0)8158 256-51
info@apb-tutzing.de

Tagungsorganisation vor Ort
Alexandra Richrath
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
FBE – Multimedia / Lokaljournalistenprogramm
Adenauerallee 86
53113 Bonn
Tel +49 (0)228 99515-547
Fax +49 (0)228 9910515-547
richrath@bpb.de

Live-Blog
N. N.
Volontär/in
Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
FBE – Multimedia / Journalistenprogramm
Adenauerallee 86
53113 Bonn
Tel +49 (0)228 99515-206
Fax +49 (0)228 99515-498

Noch Fragen zum Seminarinhalt?
Berthold L. Flöper
floeper@bpb.de
www.bpb.de/lokaljournalistenprogramm
www.drehscheibe.org

Ort: Tutzing

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