Ein Fall für den Presserat
Eine Referentin des Deutschen Presserates stellt in jeder Ausgabe der drehscheibe einen aktuellen Fall aus der Rechtssprechung des Gremiums vor. Diese Fälle sind besonders relevant für Lokalredaktionen.
Die Zeitung berichtet über einen Kriminalfall, der Jahrzehnte zurückliegt. Dabei nennt sie den vollständigen Namen des damaligen Täters. Er wendet sich an den Presserat.
Seit einiger Zeit beschäftigen rätselhafte Flugobjekte über deutschen Städten die Öffentlichkeit. Redaktionen sollten dabei achtsam mit der Bebilderung umgehen.
Die Redaktion wählt in einem Artikel über Drogen ein Pseudonym aus. Doch in der Region lebt ein Mann, der genau so heißt.
Eine Leserin fühlt sich durch einen Comic in ihren religiösen Gefühlen verletzt. Wurde gegen Ziffer 10 des Pressekodex verstoßen?
Eine Redaktionen nennt den Migrationshintergrund von unrechtmäßigen Bewohnern eines Hauses in der Innenstadt. Eine Leserin findet diese Information irrelevant.
Eine Redaktion informiert ausführlich über die Neueröffnung einer Filiale eines Kaffee-Anbieters. Zu ausführlich findet ein Leser
Har ein Nachrichtenportal den Hergang eines Unfalls auf der Autobahn richtig wiedergegeben? Ein Leser hat Zweifel.
Ein Mann wurde wegen eines brutalen Verbrechens verurteilt. Während eines Ausgangs kann er fliehen. Ein Leserbriefschreiber versieht das Wort Mensch mit einem Fragezeichen.
In einem Artikel über die Umgangsformen in der Lokalpolitik und Angriffe auf Lokalpolitiker kommen nur Vertreter einer Partei zu Wort. Hat die Redaktion die journalistische Sorgfalt verletzt?
Im Bericht über einen Laden wird auch erzählt, dass der Inhaber über gesundheitliche Probleme klagt. Aber ohne dessen Zustimmung. Eine Leserin beschwert sich.
Auf einer propalästinensischen Demonstration skandieren Menschen Sprüche, die von einer Boulevardzeitung nicht korrekt zitiert werden. Mit Absicht?
Um die Leserschaft über die Verlängerung eines Fahrradwegs zu informieren, druckt die Redaktion eine Pressemitteilung der Stadt ab – ohne Hinweis auf die Quelle.
Die Verlinkung von Berichten über zwei Vergewaltigungen erweckt den Eindruck, Menschen mit Migrationshintergrund seien per se kriminell.
Eine Frau wurde ermordet. Den Hinweis auf den Fundort der Leiche findet ein Leser diskriminierend.
Ein Mitarbeiter der Pressestelle des Bistums interviewt einen Priester. Eine Zeitung druckt das Interview ab, macht aber den Hintergrund nicht kenntlich.
Eine Lokalzeitung veröffentlicht 28 Fotos von einer neuen Discounter-Filiale. Ein Leser sieht darin unzulässige Schleichwerbung.
Ein Waldspaziergänger wird angegriffen und trägt schwere Verletzungen davon. Aber von welchem Tier? Die Zeitschrift eines Jagdverbandes suggeriert in einem Bericht falsche Tatsachen.
Die Zeitung veröffentlicht ein Foto eines in der Stadt bekannten Wohnungslosen an einem öffentlichen Wasserspender. Die Bildunterschrift wird als entwürdigend kritisiert.
Darf eine E-Mail an die Redaktion, die in Form und Inhalt einem Leserbrief entspricht, als solcher veröffentlicht werden, auch wenn sie nicht an das Leserbrief-Postfach geschickt wurde?
Ein Mann bricht bei einem Marathonlauf zusammen und stirbt. Ist es vertretbar, ihm Nachhinein ein Foto zu veröffentlichen, das ihn beim Laufen während der Veranstaltung zeigt?
Um zu dokumentieren, wie ein Geistlicher jahrzehntelang seine Opfer missbrauchte, zeigt eine Zeitung deren Fotos. Verletzte die Redaktion damit die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen?
Eine Zeitung macht die Probleme in der Gastronomie zum Thema und nennt dabei jede Menge Namen von Köchen und Servicekräften.
Ein Mann hat in einem Akt von Vandalismus parkende Autos beschädigt. Spielt seine Nationalität in der Berichterstattung über den Vorfall ein Rolle?
In einem Artikel über den Zweiten Weltkrieg werden im Nationalsozialismus verwendete Propaganda-Begriffe wiedergegeben, ohne dass sie als solche gekennzeichnet werden.
Eine Frage, die Redaktionen immer wieder beschäftigt: Soll die Herkunft eines Straftäters genannt werden oder nicht? Der Presserat differenziert bei seinen Urteilen.